Heute war so ein schöner Tag, dass ich spontan beschlossen habe, ein bisschen darüber zu berichten. Das wird keine spektakuläre und erst recht keine gut recherchierte Story, aber es gibt virtuell etwas zu essen und zu trinken und danach ziemlich viel Natur.
Zunächst sind wir nach Willersdorf zum Rittmayer gefahren. Die Rittmayers scheinen so eine Art Dynastie in dieser Gegend zu sein, die Krake im Aischgrund sozusagen. Nein, stimmt natürlich überhaupt nicht. Aber es gibt, was zu Verwechslungen führen könnte, den Brauereigasthof Rittmayer in Hallerndorf (samt Kreuzbergkeller, Gartenkeller und einer durchaus experimentierfreudigen Bierproduktion), den Brauereigasthof Rittmayer in Aisch und eben den Landgasthof Rittmayer in Willersdorf, auf dem in großen Lettern “Brauerei Rittmayer” steht. Lustigerweise wird beim Willersdorfer Rittmayer als einzigem der drei nicht mehr selbst im Gasthof gebraut, sondern sie lassen das Hausbräu (soweit ich weiß) von der Brauerei Lieberth im benachbarten Hallerndorf herstellen. Trotzdem führen sie auf der Karte auch die Biere vom Hallerndorfer Rittmayer, unter anderem das Rauchbier. Was ich so noch nie gesehen habe, das sind die 0,25 Liter-“Kinderkrüge”, die an den Tisch kommen, wenn jemand ein kleines Bier bestellt. Sehr niedlich.
Alle Rittmayers besitzen eigene Karpfenweiher und bieten Spezialitäten aus Hausschlachtung an, genau wie die Gasthäuser Lieberth, Fischer und Roppelt in den Nachbardörfern, was diese Gegend für einen Mittagsausflug geradezu prädestiniert. Wir haben es gewagt, an diesem Samstag ohne Reservierung um 12:30 Uhr in der Wirtsstube zu erscheinen – und haben Glück gehabt. Den Willersdorfer Rittmayer hatten wir übrigens primär deshalb gewählt, weil es sich um einen Naturland-Betrieb handelt und weil die Karpfenkarte am abwechslungsreichsten erschien. Dass wir dann dennoch beide den “gewöhnlichen” gebackenen Karpfen genommen haben, dürfte daran liegen, dass es einem zu Saisonbeginn irgendwie eher klassisch zumute ist. Der Karpfen war saftig, hatte keinerlei Moderspuren und war in eine recht dunkle, grob semmelbröselige Panade gehüllt, die quasi ein leicht brotige Gegengewicht zum Fisch lieferte. Gelegentlich werden solche Panaden gern mal übersalzen, hier jedoch nicht. Allgemeine Zufriedenheit.
Vor dem Gasthaus gab es noch einen kleinen Obst- und Gemüsestand zum Selbstbedienen mit Einwurfkasse. Die “Bamberger Hörnla”, allen Foodies sicher gut bekannt als eine unserer wohlschmeckendsten alten Kartoffelsorten, standen hier genauso bereit wie die Apfelsorte “Fränkisches Knäckerla”. Von letzterem nahmen wir ein Kilo mit. Die Äpfel sind wirklich winzig und erinnern mich geschmacklich in ihrer bittersüß-gerbigen Art sehr an eine essentielle Apfelsorte für Herefordshire-Cider, die ich dort probiert, deren Namen ich aber wieder vergessen habe. Das war vor zwei Jahren übrigens ein ähnlich schöner Herbstausflug, auf den ich hier noch einmal verlinken möchte.
Weil das Wetter heute so herrlich war und man nach gutem Essen auch einen guten Spaziergang vertragen kann, haben wir genau das getan. Überrascht war ich, so spät im Jahr noch einige Kleine Feuerfalter anzutreffen, die sich die Sonne ebenfalls auf das Schuppenkleid scheinen ließen.
Dass dieser Waldrand mikroklimatisch irgendwie bevorzugt ist, habe ich dann auch gemerkt, als uns als nächstes ein riesiges Monstrum in Form einer jungen Zauneidechse über den Weg gelaufen kam.
An einer feuchteren Stelle – und um das Spektrum aus Insekten, Reptilien und Amphibien komplett zu machen – haben wir auch noch einen Kleinen Wasserfrosch im Gras gefunden.
Eigentlich wollte ich aber ein paar Pilze sammeln, weil wir jene für unser Sonntagsessen morgen fest eingeplant hatten. Also sind wir in den Wald abgebogen, wo mir nach ein paar Metern ein summendes Erdloch statt eines Pilzes auffiel. So richtig hineinschauen konnte man in das Dunkel nicht, aber dafür gibt es ja einen Fotoblitz. Und der förderte ein Wespennest zutage. Die Wände des Erdlochs sehen aus wie aus Holz, und dahinter befinden sich die Waben.
Auf einer Hecke sonnte sich ein C-Falter sehr malerisch, weshalb ich ihn natürlich auch noch fotografieren musste.
Und wie sieht es mit den Pilzen im Wald aus? Ziemlich gut, würde ich sagen. Die Parasole ließ ich praktisch alle stehen, einer davon war unglaubliche 50 Zentimeter hoch. Dafür war ich auf die Rotfußröhrlinge aus, die viele Leute für arg mittelprächtig halten, aber ich mag den leicht säuerlich-nussigen Geschmack sehr gern. Als krönenden Abschluss fanden wir schließlich auch noch ein paar Steinpilze. So ganz genau weiß ich momentan zwar noch nicht, was ich jetzt mit den (viel zu zahlreichen) Pilzen morgen mache, aber es gibt unerfreulichere Herausforderungen.
A propos unerfreulich: Was ich per Foto von diesem schönen Herbstausflug für Euch nicht dokumentiert habe, sind die Zecken, die ich nachher von meiner Hose sammeln durfte. Offenbar waren auch sie in Ausflugsstimmung.
Habt Ihr das Wochenendwetter auch für eine Landpartie genutzt? Und wie sieht Eure Pilzbilanz aus?
Schöner Bericht. Parasole habe ich auch riesige gesehen heute beim Joggen. Die schmecken aber wirklich nicht besonders!
Ich nehme die immer, wenn ich nichts anderes finde und mache dann so eine Art Wiener Schnitzel daraus (also die Hüte panieren und platt in der Pfanne braten). Dafür eignen sie sich wirklich gut. Aber mehr als zwei sollte man davon nicht essen, sonst gibt’s einen echten Klumpen im Magen ;).
Parasole schmecken nicht besonders? – Wohl eher eine Geschmacksfrage 😉
Anders als Matze verzichte ich zumeist auf die Panade – goldgelb in Butter herausgebrutzelt (aufpassen dass keine zu dunkle Röstung entsteht, sonst wird’s bitter) und mit Pfeffer und Salz direkt auf eine Scheibe dunkles Bauernbrot.
Andere Pilze mit intensiven Eigengeschmack, wie z.B. Reizker und Brätlinge, wandern bei mir genau so direkt von der Pfanne auf’s Brot. In ‘normalen’ Pilzgerichten oder Saucen passen diese Pilze m.E. auch nicht. ‘Pur’ genossen jedoch eine äusserst delikate Angelegenheit.