Weinreise Loire (I)

Coteaux du LayonProlog: Neulich habe ich zum Spaß einmal alles durchgezählt. In meinem Keller lagern 105 verschiedene Weine von der Loire, fast alle namhaften Güter sind darunter. Das ist mehr als aus jeder anderen Region. Außerdem war ich bereits an der Loire unterwegs, habe Winzer besucht, viel probiert und mich irgendwie rundum wohl gefühlt. Aber wie konnte es dazu kommen, dass mich die Weine dieser riesigen und dennoch irgendwie unspektakulär wirkenden Gegend so besonders faszinieren? Und was fange ich jetzt mit meinem Wissen an? Weil ich gern einmal die zweite Frage vor der ersten beantworte, hatte ich mir zunächst überlegt, einfach einen kleinen Post auf diesem Blog über die Weine von der Loire zu veröffentlichen. Nach dem ersten Brainstorming wurde mir allerdings klar: Es geht hier nicht um „einen kleinen Post“.

Und so nimmt das Unheil seinen Lauf. Woanders gibt es das Sommerloch und Saure-Gurken-Artikel, bei mir werdet Ihr hingegen mit einer sechsteiligen Serie über die Loire und ihre Weine malträtiert. Und zwar nicht mit einem riesigen Abstand zwischen den einzelnen Teilen, sondern alles innerhalb der bayerischen Ferienzeit, die ja noch bis zum 11. September andauert. In diesem ersten Teil geht es um allgemeine Informationen zur Loire, im zweiten dann um die Rebsorten. Die trockenen Abschnitte sozusagen und somit die Arbeit vor dem Vergnügen. Im dritten Teil folgt dann die erste Reisestrecke, die atlantische Loire. Teil 4 wird Euch mit Anjou und Saumur bekannt machen, in Teil 5 besuchen wir die Touraine, um schließlich in Teil 6 von Sancerre aus bis zu den Auvergnebergen zu reisen. Ambitioniert, ich weiß, aber es ist halt meine Herzensregion, und ich werde Euch in jedem Teil ein paar Reiseschnipsel und Hinweise zu den (meiner subjektiven Meinung nach) besten Winzern und Weinen der Gegend liefern.

Boule des VieuxUm das mit der „Herzensregion“ und der Eingangsfrage zu klären, weshalb mich die Region mit ihren Weinen so fasziniert: Als ich im ostbelgischen Liège lebte, gab es 100 m von meinem Zimmer entfernt die Weinhandlung „Cave des Oblats“. Jeden Samstag wurden dort französische Weine kenntnisreich vorgestellt und verkostet. Die Weine von der Loire (und zwar die richtig guten) waren dabei einer der Schwerpunkte der Weinhandlung. Auf diese Weise kam ich mit Weinen in Berührung, von denen ich vorher noch nie etwas gehört hatte, die mich aber spontan enorm beeindruckten.

Ein paar weitere Recherchen führten dann zutage, dass in dieser Region mehr Individualisten, Querköpfe, Quereinsteiger, Biodynamiker unterwegs sind als anderswo. Weshalb das so ist, darüber habe ich an dieser Stelle bereits spekuliert (einer meiner besseren Artikel, wie ich finde). Ein Argument hatte ich in dem Artikel jedoch noch nicht stringent gebracht, was ich hiermit nachholen möchte: Die Loire wurde und wird von den großen Blasen dieser Welt weitgehend in Ruhe gelassen. Robert Parker beispielsweise mag die Weine von der Loire nicht, testet und bepunktet sie dementsprechend selten. Ohne große internationale Wahrnehmung kommt allerdings auch kein (weinfremdes) Großunternehmen auf die Idee, hier gewinnbringend investieren zu wollen. Textilmagnaten oder Latifundienbesitzer sind ebenfalls weit weg.

WeinkelterDie negativen Auswirkungen mangelnder Wahrnehmung lassen sich allerdings auch nicht leugnen. Ich habe nicht wenige Parzellen mit uralten Reben brach liegen sehen, weil vermutlich die relativ nahe Großstadt Paris mit ihren Arbeitsmöglichkeiten die Winzersöhne und -töchter ansaugt. Gleichzeitig spuckt die Metropole aber auch die Quereinsteiger aus, die an der Loire mit wenig Kapital erst einmal probieren können, was so geht. Archaisches Arbeiten mit romantischem Ideal und agrarindustrielle Produktion für die Supermarktregale der Republik sind oft nur wenige Meter voneinander entfernt. Auf diese Weise findet Ihr an der Loire eine große Vielfalt unterschiedlicher Weine, die den unterschiedlichsten weinphilosophischen Ansätzen entspringen.

Loire ruhigNun zu den natürlichen Gegebenheiten: Von der Ausdehnung her ist die „Vallée de la Loire“ genannte Weinbauregion die mit Abstand größte in Frankreich. Fast 900 Flusskilometer lang begleiten Reben die Loire, vom Zentralmassiv bis zur Mündung in den Atlantik. Anders aber als Rhein, Rhône oder Douro muss die Loire auf ihrem Weg kein Gebirge durchschneiden. Bis auf ein paar kleinere Ausnahmen ist die Weinlandschaft an der Loire deshalb nicht schroff und spektakulär, sondern sanft und beschaulich.

Savennières3Diese so wenig exotische Landschaft lockt dann auch eher Kulturtouristen in die Region, die sich an dem einen oder anderen Schloss, einem netten Dorfbistrot und einem gemütlichen Schoppen zu ergötzen wissen. Für Weinprotzer gibt es ohnehin wenig zu holen, das angesprochene Fehlen der Spekulationsblase macht sich bemerkbar. An der ganzen Loire gibt es dadurch keinen einzigen Wein, der ab Hof eine dreistellige Summe kostet. Und während manch internationaler Weinkritiker dazu bemerken würde, dass jenes nun mal an der mangelnden Weinqualität liegen dürfte, schweigt der Genießer lieber dazu und macht sich mit uns auf die Reise von der Mündung bis zur Quelle.

Anjou3Für den groben Betrachter mag die Landschaft entlang der Loire immer relativ ähnlich aussehen – es gibt Bäume, es gibt weinbewachsene Hügel, es gibt Dörfer. Im Untergrund sieht die Sache allerdings ganz anders aus. Geologisch und somit auch vom „Terroiraspekt“ betrachtet, hat das Tal der Loire nämlich eine Menge zu bieten. Vom Meer aus durchqueren wir auf diese Weise zunächst ein Gebiet, das interessanterweise geologisch am ältesten ist. Hier gibt es Urgestein im Untergrund, Granit, Gneis. Dann kommt man durch das „dunkle Anjou“ mit Schiefer, anschließend und überraschend abrupt ins „helle Anjou“ mit weißem Kalkstein und den typischen Tuffhöhlen. Weiter flussaufwärts folgt nun eine wenig reliefierte Gegend, in der zwar eisenhaltige Kreide im Untergrund schlummert, aber Sand und Kies an der Oberfläche dominieren. Richtig bleich wird der Boden erst wieder bei Sancerre, wo wir auf die so genannte „Kimmeridge-Kette“ treffen, ein Kreideband vom Ufer des ehemaligen Jura-Meeres, das ebenso in der südlichen Champagne, in Chablis und übrigens auch an den Kreidefelsen von Dover zutage tritt. Weiter flussaufwärts werden die Weinberge seltener, das Hinterland noch einsamer und bergiger, der Untergrund kündigt schon das Vulkangestein der Auvergne an.

Loire-SteineBei all diesen unterschiedlichen geologischen Voraussetzungen sind die klimatischen Bedingungen trotz der großen Entfernungen relativ gleichbleibend. Das liegt daran, dass die Loire ab ihrem Knick bei Sancerre fast direkt von Ost nach West ins Meer fließt. Auf diese Weise bleibt das Klima ozeanisch milder, als man es vom Breitengrad her vermuten könnte. Vorteilhaft für den Weinbau ist insbesondere die frühe Austriebzeit (und damit die lange Vegetationsperiode) mit einer aufgrund des Meereseinflusses nur geringen Frostgefahr. Deshalb kann an der Loire auch Cabernet Sauvignon angebaut werden, während das an der Donau bei Regensburg schwierig werden dürfte.

Baudry ChinonObwohl das Klima an der Loire also für den Breitengrad ausnehmend mild ist, handelt es sich dennoch um ein „nördliches“ Weinbaugebiet. Das bedeutet, dass Jahrgangsschwankungen relativ stark sind und es auch Jahrgänge geben kann, in denen gerade die Rotweine nicht besonders gut ausreifen. Jener Eindruck muss sich im kollektiven Gedächtnis der internationalen Weintester festgesetzt haben, indem sie ausführen, mit den „krautigen Roten der Loire“ überhaupt nichts anfangen zu können. Auch ich mag keine unreifen Rotweine, die so schmecken, als würde man ein Pfund Blätter verspeisen. Dennoch, man glaubt es kaum, gibt es an der Loire ebenso Jahrgänge, die einen zu heißen Charakter in die Trauben tragen.

Die besten Jahrgänge für Weißweine sind für mich 2002, 2008 und 2010. All diese Jahrgänge waren relativ kühl, besaßen eine lange Vegetationsperiode und bieten deshalb eine optimale Kombination aus Reife und Frische. Meine Lieblingsjahrgänge bei den Roten sind 2002, 2005 und 2010. Letzterer ist ein echter Spitzenjahrgang, allerdings nicht bei den Früherntern. Wer sehr reife Weine liebt (oder gern Weine aus einer niedrigen Preiskategorie kauft), wird mit 2009 sicher seine Freude haben, besonders in Rot. 2011 ist ziemlich unausgewogen, da scheinen mir Zufallskäufe eher unangebracht. Und 2012 schließlich kann ich aus eigener Erfahrung noch nicht bewerten. Von dem, was ich in französischen Publikationen gelesen habe, dürfte es jedoch auch kein großer Jahrgang sein.

Wie immer bei solchen Pauschalurteilen, bieten Jahrgangsbewertungen allerdings nur grobe Anhaltspunkte. Konkret kann es jede Menge Ausnahmen geben. Neulich zum Beispiel hatte ich einen Vouvray aus dem Jahrgang 2006 im Glas, ein von mir ansonsten wegen seiner eher müden, säurearmen Art weniger geschätztes Jahr. Und – er schmeckte fantastisch, präzise, gleichzeitig reif, strukturiert und dennoch frisch. Wie bei uns auch, hängt an der Loire also eine Menge vom Winzer ab (in diesem Fall war es François Chidaine).

Reben KristallKommen wir zum Abschluss zu der praktischen Frage, wann sich eine Reise an die Loire denn am meisten lohnen könnte. Natürlich hat jede Jahreszeit ihre besonderen Reize. Allerdings ist der Winter so grau wie anderswo auch, und im Frühjahr watet man durch tiefe, matschige Böden. Der Hochsommer ist Ferienzeit in Frankreich, und wirklich 100% der Grande Nation sind im Urlaub. Der Herbst böte an sich gute Voraussetzungen, aber wenn man nicht nur Schlösser besichtigen will, sondern auch Winzer besuchen, ist die Ernteperiode dafür wirklich überhaupt nicht geeignet.

Bleibt der Frühsommer, und der ist alles andere als ein Notnagel. Der Frühling erreicht Europa ja aus Richtung Südwesten. Entsprechend kann es im Mai in Pays Nantais und Anjou schon sehr schön sein. Der Juni ist, ganz anders als bei uns, der niederschlagsärmste Monat an der Loire. Das heißt natürlich nicht, dass es nie regnet und frisch sein kann, aber ich fand die Jahreszeit optimal. Schönes Sommerwetter, nicht zu heiß, die Landschaft grün, die Winzer im Weinberg, aber die Höfe haben trotzdem alle geöffnet. Bis auf die Brüder Foucault, aber wen Ihr wann besuchen könnt, schreibe ich ja noch bei den einzelnen Regionskapiteln.

Ein bisschen Vorbereitung schadet allerdings nie, insbesondere für die Vorfreude. Auf dem folgenden Foto seht Ihr deshalb eine Auswahl an Büchern, die ich in dem auf der Hinfahrt geräumig anmutenden Automobil mit an die Loire geschleppt habe.

BücherObere Reihe von links nach rechts: der Straßenatlas von Michelin, weil ich kein Navi habe und Karten ohnehin liebe; in dieselbe Kerbe schlagen die Detailkarten vom IGN, in diesem Fall “Ile de Noirmoutier” (oben), “Angers” und “Saumur” (unten links) – Weinberge sind eingezeichnet; oben folgt das “Carnet de Vigne Omnivore”, der wichtigste Guide für vin naturel und Artverwandtes; daneben der “Petit Futé” Nantes – gibt es für alle größeren Städte und ist eher ein Guide für den Bewohner als für den Touristen; anders der “Guide du Routard”, hier in den Ausgaben “Pays de la Loire” und (weiter rechts) “Châteaux de la Loire” – Sehenswürdigkeiten, Merkwürdigkeiten und vor allem der einzige Restaurantführer, den ich brauche; als nächstes der Katalog der “Gîtes de France” für spontan ausgewählte Unterkünfte, gibt’s mittlerweile (wie “Clévacances” oder “Accueil Paysan” auch im Internet); schließlich noch der “Guide des Gourmands”, der jedes Jahr erscheint und eine große Fundgrube ist für Produkteure und Feinkostgeschäfte jeglicher Art.

Die untere Reihe ist übersichtlicher. Wer sich für französischen Wein ernsthaft interessiert, kommt nicht umhin, jedes Jahr wieder die beiden maßgeblichen Weinguides zu kaufen, den “Guide des Meilleures Vins de France” der RVF und den “Bettane-Desseauve”; rechts schließlich noch ein Monstrum, das knapp nicht in die Hosentasche passt, der “Grand Atlas des Vignobles de France” – ein absolutes Must für Terroirfreaks. Sämtliche Bücher, die ich Euch hier präsentiere, könnt Ihr im Internet bestellen und Euch an die Haustür (oder die Packstation) liefern lassen. Ich verlinke hier nichts, das findet Ihr schnell selbst heraus.

Und damit schließe ich Teil I dieser Serie, mit der ich mich von der ursprünglichen Blog-Idee eines Online-Tagebuchs natürlich weit entferne. Aber Ihr seid ja ohnehin schon einiges gewohnt hier…

Anjou - Sansonnière

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34 Antworten zu Weinreise Loire (I)

  1. utecht sagt:

    Danke – bin gespannt auf die Fortsetzung. Passt gut zu meinem aktuellen Lebenslernabschnitt: Endlich Frankreich kennenlernen. Nach der Kanalküste im letzten und der Auvergne in diesem Jahr kommt bald die Loire unter die Räder.

    • Matze sagt:

      Sehr schön! Dann wirst Du vielleicht der einzige sein, der beim vierten Teil der Serie nicht genervt wegklickt “was denn, immer noch Loire?!” 😉

      Die Auvergne kenne ich übrigens wie das gesamte Zentrum (also Berry, Limousin, Périgord) ganz schlecht bis überhaupt nicht. Würde sich vermutlich auch sehr lohnen…

      • utecht sagt:

        Lohnt sich definitiv, nicht nur, weil es dort mehr Kühe als Menschen gibt (wie im Sauerland) und daher die größte Käsedichte in Frankreich. Im Prinzip ist das Eifel x 2: Doppelt so groß, die Berge doppelt so hoch, die Menschen mehrmals netter und das Essen, na ja, was meinst denn Du?

        • Matze sagt:

          Herzhaft stelle ich mir das Essen in den Bergen vor. Jedenfalls im Prinzip. Die Leute, die beim “Boule des Vieux” auf dem Foto mit drauf sind, waren ein paar Tage vorher übrigens bei einem Gastronomen namens Michel Bras. Scheint soweit eine ganz gute Adresse zu sein da in der Auvergne… Ich bin ja an sich kein großer Restaurantgänger, aber einmal TopTopTop würde mich irgendwie auch mal interessieren.

  2. Christoph sagt:

    Ha, Super! Ich habe es noch nicht mal gelesen. Weil ich noch keine Zeit hatte. aber ich freue mich drauf, das morgen nachzuholen. Wie du weißt, ist es auch eines meiner wichtigsten Weinthemen. Und ich bin gespannt, wie viele mich nächstes Jahr auf diese Reise begleiten werden: http://www.opentrips.co.uk/trips/22

    • Matze sagt:

      Ja, das weiß ich wohl! Der “Clau de Nell” von Dir ist einer der 105 Loire-Weine im Keller, auf den ich mich besonders freue. Ganz tolle Reiseplanung von Dir übrigens. Und Du hast einen Verkostungstermin bei den Brüdern Foucault ausgemacht?! Teufelskerl!

      (Dein Kommentar war komischerweise im Spam-Ordner gelandet, musste ich erst rausholen. Elektronik halt.)

  3. conne sagt:

    Wie schön. Da heute mein erster Ferientag ist und ich nächste Woche die Loire nicht nur virtuell vor mir haben werde, ist die Vorfreude auf die weiteren Teile besonders groß. Was die Reisezeit betrifft, ich bin sonst nur im Sommer dort gewesen, aber einmal auch im November – kalte, glasklare Tage – das war phantastisch.

    • Matze sagt:

      Da bleibt mir nur, Dir eine wunderbare Zeit zu wünschen! Mal schauen, hoffentlich kommen meine Artikel rechtzeitig. Je näher Du an den Atlantik fährst, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit ;).

  4. Chris sagt:

    Ich freue mich schon auf die kommenden Teile! War schon ein toller Start! Vielleicht können diese bei mir mehr Begeisterung für diese große – in vielerlei Hinsicht – Weinregion entfachen. Leider ist der letzte Funke zur Begeisterung bei mir immer noch nicht übergesprungen. Wobei ich zugeben muss, dass ich schon tolle Weinerlebnisse von der Loire genießen durfte. Ganz genau kann ich es mir nicht erklären warum der Funke noch nicht ganz so wollte. Könnte an manchen lokalen Rebsorten liegen an deren Ausprägungen ich mich ab und an ziemlich stoße…!?! Naja, jedenfalls freue ich mich auf die kommenden Teile. Ich werde alle 6 Teile durchhalten 😉

    • Matze sagt:

      Könnte eine Kombination aus Jahrgangscharakter, Rebsorte und Vinifikation sein. Ich meine, jeder hat ja unterschiedliche individuelle Vorlieben, und der “allgemeine” Weinstil an der Loire ist tatsächlich oft von pflanzlichen Noten geprägt. Wer eher auf dunkle Fruchttiefe steht, dem würde ich keinen Cabernet Franc, sondern einen Côt/Malbec aus der Touraine empfehlen. Oder den “Poiré” von Thierry Michon, 100% Négrette, sehr spannend. Was beispielsweise den Sauvignon Blanc anbelangt, finde ich, dass es mittlerweile krass unterschiedliche Stile in Sancerre gibt, also in ein- und demselben Ort.

      Naja, ich werde versuchen, die spezifischen Stile, die die einzelnen Güter pflegen, bei jedem Abschnitt ein wenig zu beschreiben. Wird manchmal vielleicht ein bisschen pauschal sein, aber soll ja auch eher der Orientierung dienen…

  5. Alex sagt:

    Das nenne ich doch mal ein lobenswertes Unterfangen! Ein sehr lesenswerter erster Teil, freue mich schon auf die noch kommenden. Loire ist bei mir leider etwas unterrepräsentiert. Von dem oben erwähnten Clau de Nell, sowohl Cab Franc als auch Grolleau, konnte ich allerdings auch schon ein paar Jahrgänge probieren. Vor allem der Grolleau ist wirklich sehr empfehlenswert!

    LG,
    Alex

    • Matze sagt:

      Mir fällt spontan auch niemand ein, der einen Grolleau auf einem ähnlichen Niveau herstellt. Auch wenn da in den letzten Jahren ein kleiner Bewusstseinswandel stattgefunden hat und die alten Sorten Grolleau und Pineau d’Aunis nicht mehr nur als Massenträger und für halbtrockene Rosés benutzt werden. Von Clau de Nell hab ich noch den 2003er oder 2004er im Keller – also vor der Hilfestellung durch Anne-Claude Leflaive.

  6. Karl Brunk sagt:

    Hallo Matze,
    das passt hervorragend. Gestern bin ich noch die Loire auf meinem Weg zurück nach Frankreich entlanggefahren. Diesmal im Eck Vichy, Roanne, Montbrison und Clermont . Zauberhaft! Die 1900 km lohnen sich wahrlich auch wenn es dort weiter südlich von Sancerre nicht mehr die großen Namen gibt. Und die 1900 km sind, glaube ich, auch der Grund warum Parker und Co solche Mühe haben. Das ist zu uneinheitlich und vielfältig (zum Glück), um von “Loirewein” zu reden. Da muss das Augenmerk dann wirklich auf die jeweilige Appellation gelegt werden. Ist vielleicht aber auch ein Fehler des Handels überhaupt, so eine Kathegorie wie Loirewein zu ersinnen bei mindestens 32 Appellationen
    Die brachliegenden Parzellen sind natürlich bedauerlich, aber immerhin noch besser, als wenn Du an einem Haufen rausgerissener Stöcke vorbeifährst. Solange sie im Boden sind, kann irgendwann von einem jungen verrückten Winzern wieder was damit angestellt werden.
    Wegen deiner Ferienzeittips kann ich nur sagen, dass doch der Hochsommer für die Gegend (komplette 1900km) die Richtige wäre. Leider ist der Herdentrieb in F. sehr stark und auch wenn das Portemonnaie leerer ist, zieht es die Franzosen doch eher an die überteuerten mediterranen oder atlantischen Küsten als ins Landesinnere. Dafür muss man sich allerdings in den historischen Orten mit Horden von Amerikanern, Chinesen, Holländern oder Great-Britains abfinden, die lieber in Szenelokalen eine Degustation mitmachen, statt sich die Felder und Weinmacher selber anzusehen. Beaune war vor einigen Tagen in der Hinsicht für mich ein Graus.(Ist natürlich nicht Loire)
    Mit den Jahrgangsempfehlungen gebe ich Dir nicht nur recht, sondern würde mich da noch weniger aus dem Fenster lehnen. Zu oft zeigt diese Generalisierung, über die Ausnahmen, dass man zu oft falsch liegt. Man muss da immer wieder an die sehr regionalen klimatischen Verhältnisse denken, die kilometerweise doch anders sein können. Und damit meine ich nicht nur den Hagel, der dieses Jahr dem Tourraine ja fast vollständig den Gar ausgemacht hat.
    Auf jeden Fall bin ich mal wieder auf deine weiteren Teile gespannt.
    beste Grüße
    Karl

    • Matze sagt:

      Ja, die Vielfalt bei einer solchen Region ist natürlich irgendwie das hervorstechende Merkmal. Insofern nicht so günstig für Marketing-Experten. Aber ich glaube, dass sich Sancerre weniger über das Label “Loire” verkauft als über das Label “Sauvignon blanc”.

      Das mit den Jahrgängen ist natürlich immer pauschal, geht ja auch gar nicht anders. Trotzdem tragen schwerpunktmäßig Weine des Jahrgangs 2003 andere Charakteristika in sich als Weine des Jahrgangs 2004. Aber klar, Mikroklima und Winzer sind da keine ganz unwesentlichen Einflussfaktoren. Die Unwetter, die in den letzten Wochen über Loire und Burgund gezogen sind, waren wirklich heavy. Ich hab das zufällig auf dem Regenradar gesehen und gedacht, hoffentlich lassen die jetzt ihre Silberiodid-Flieger raus. Wenn sie denn welche haben… Was aber offenbar entweder nicht der Fall ist oder leider nicht viel genützt hat. Vouvray und Pommard hat es glaube ich besonders schlimm erwischt.

  7. Jens sagt:

    Hallo Matze!

    Wie Du weißt bin auch ich einer großer Loirefan und freue mich schon auf Deine weiteren Berichte. Ich erhoffe mir noch den ein oder anderen Winzertip von Dir und muss gerade feststellen, dass ich zum letzten mal 2011 an der Loire unterwegs war. Ich muss da unbedingt mal wieder hin, aber ich glaube dieses Jahr klappt das nicht mehr, da ich mich im September in der Champagne als Erntehelfer verdungen habe…..

  8. Jens sagt:

    Natürlich Matze. Immer wenn ich nach Frankreich fahre ist mein Kofferraum auf der Hinfahrt so gut wie leer……

    Viel Spass mit dem Guide Vert!

    Jens

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  17. Walter Bauhofer sagt:

    Kann man was zum Jahrgang 2013 sagen oder ist das noch zu früh? Hab ein Angebot von Domain Seguin 2013 Cuvee Prestige Pouilly-Fumé? Gruß Walter

    • Matze sagt:

      Gut, so ganz im Detail kann man das natürlich nicht sagen. Sancerre und Pouilly scheinen aber ganz gute Erträge gehabt zu haben trotz der Schwierigkeiten, denn Regen und Kälte während der Ernteperiode gab es dort ja auch. Allgemein soll eine ganze Zahl an Sauvignons von Fäule und Wassertrauben geprägt sein; die besseren Weine sind auf jeden Fall frühreifer, frischer und (wenn nicht entsäuert wurde) auch säurereicher als im Jahresdurchschnitt. Was die Weine von Vincent Pinard und von Vacheron anbelangt, die schon auf dem Markt sind: Ich selbst habe sie noch nicht probiert, aber die RVF-Verkoster sind doch recht angetan.

      Ich persönlich würde in so einem Jahr Folgendes tun (musst Du aber natürlich nicht nachmachen 😉 ): die kleinen, frühreifen, säuerlich-frischen Rotweine zum Saufen kaufen und bei den Weißen die hochwertigeren Späternter nehmen. Wie gesagt, Pinard, Vacheron, Cotat, solche Kaliber. Seguin habe ich selbst erst einmal probiert. Hatte mir nicht so gefallen, deshalb ist die Wiederholung bislang ausgeblieben, soll aber nichts heißen.

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