Millionen von Menschen pendeln täglich in die Innenstadt von Bangkok, um dort zu arbeiten. Unzählige Bürohochhäuser prägen mittlerweile das Bild der Stadt. Als ich zum ersten Mal in einer solchen Gegend unterwegs war, kam sie mir öde und steril vor. Aber wie leicht täuscht man sich doch! Zur Mittagszeit nämlich strömen in diesen Geschäftsvierteln große Menschentrauben aus den Häusern, um gemeinsam essen zu gehen. Kantinen gibt es in den wenigsten Betrieben, und die Angewohnheit, sich von Muttern morgens ein Butterbrot schmieren zu lassen, ist in Thailand kaum verbreitet. Hier also drei Orte für die Mittagspause, die wie Blumen in der Wüste wirken.
Die Gegend um den Siam Square ist ein einziges Einkaufsparadies für den internationalen Kunden. Nicht etwa ein mehrstöckiges Luxuskaufhaus, sondern gleich sieben davon befinden sich im Umkreis von vielleicht 300 Metern. Eine Querstraße weiter haben sich gut zwei Handvoll Banken niedergelassen. Kein Wunder, dass bei so viel Angestellten die Nachfrage nach Essgelegenheiten groß ist. Zunächst hatte ich gedacht, dass die Leute vielleicht in die Foodcourts der Kaufhäuser gehen, aber bis auf das MBK sind die meisten für gewöhnliche Angestellte unangemessen teuer. In den kleinen Gassen südlich des Siam Square, also auf der anderen Straßenseite, bin ich dafür überraschend fündig geworden. Die Eingänge zu diesen Essgassen sind ziemlich versteckt, ich kam mir vor wie in einem Suq. Das Foto habe ich in einem überdachten Gässchen aufgenommen, das gegenüber dem MBK Center von der Thanon Phayathai abgeht. Unzählige Töpfe blubbern hier an den Ständen, und es gibt um halb eins praktisch keinen einzigen Sitzplatz mehr. Ich aß ein Omelett mit Meeresfrüchten.
Die zweite Mittagspausenbegegnung war fast noch zufälliger. Ich kam gerade von einem Termin im Geschäftsviertel südlich des Lumphini Parks wieder zurück und bin die Thanon Sala Daeng entlang gegangen auf meinem Weg zum Skytrain. Inmitten der ganzen Banken, Schulen und Botschaften befand sich da ein großer überdachter Hof, der rings herum von Ständen umrahmt wird. In der Mitte standen Stühle und Tische, an denen in wildem Durcheinander die ganzen Hemdkrawatten und Blusenkostüme ihre Mahlzeit löffelten. Silom ist ja an sich gar nicht mein Viertel, aber an diesem Platz war die Auswahl wirklich ganz hervorragend. Und die Gäste ausschließlich Thai. Ich kaufte mir Tintenfischspieße in scharfer Sauce.
Nördlich der Skytrain-Station Taksin, also ziemlich nah beim Fluss, hat sich in den letzten Jahren auch ein entsprechendes Geschäftsviertel mit Hochhäusern fast bis zum Himmel entwickelt. Auf einem davon befindet sich die spektakuläre “Sky Bar”, aber das hat zur Mittagszeit natürlich keine Bewandtnis. In der Seitenstraße Thanon Charoen Wiang dagegen drängt sich an Stand an den nächsten. Und an einem davon habe ich Platz genommen. Das typischste aller typischen Büromittagspausenessen in Bangkok ist relativ unspektakulär und heißt “Khao Mun Kai”, Hühnchen mit Reis. Natürlich kann man es auch “Khao Man Gai” schreiben, Ihr kennt das ja schon. Es besteht aus einem Teller voll Reis, auf den in Streifen geschnittenes, gekochtes Hühnerfleisch gelegt wird. Dazu gibt es eine Würzsauce aus allen möglichen Zutaten, hauptsächlich Sojasauce und grüne Chillies. Jene gibt man großzügig über das Fleisch. In einem kleinen Schälchen wird dazu noch die klare Hühnerbrühe gereicht. Und einen Humpen mit Eiswasser oder verdünntem kalten Jasmingrüntee gibt es auch.
Wer es mild mag, geht mit der Würzsauce zögerlich um, wer es schärfer liebt, wählt einen Stand, an dem man sich selbst alles löffelweise aus einer großen Schüssel nehmen kann. Das Essen ist nicht horizonterweiternd, aber es schmeckt, macht satt und kostet umgerechnet 75 Cent. Mit einem Schnitz Mango in der Hand kann man sich dann wieder aufmachen ins klimatisierte Bürohaus. Durians, obwohl man sie hier auch erwerben kann, werden in derartigen Gebäuden als Nachspeise dafür nicht so gern gesehen.
Schau doch mal, ob es das Fuji-Restaurant im 9. Stock des MBK-Centers noch gibt. 2008 aß ich dort das bisher beste Sushi meines Lebens. Und ja, ich beneide Dich, ein wenig…
Ich war zwar schon oben im MBK, aber ich habe da nur eine dieser irgendwie portugiesisch inspirierten Waffeln gegessen (muss ich noch mal nachschauen, wie die eigentlich heißen). Momentan – aber eigentlich zum ersten Mal – finde ich mich eher zum Bedauern. Ich hänge seit Stunden im Transitbereich des Flughafens fest, weil der Flug gestrichen wurde. Mein Geld bekomme ich nicht zurück, den Flughafen verlassen darf ich auch nicht, aber es gibt auch keine Informationen, ob es jemals noch einen Flug geben wird. Und das nur für einen Tag hin und zurück. Puh. Wenn ich wieder draußen bin, werde ich mir erstmal etwas Schmackhaftes kaufen – hier gab’s als Gutschein nämlich immerhin ein Essen bei Burger King ;).
ha, lustig, wir haben auch im fuji im mbk sushi gegessen (gut, die besten aber sicher nicht). 2008. im februar. verrückte welt.
und was du da am teller hast, ist doch “chicken rice”, das nationalgericht in singapore. schaut bloß unspektakulär aus, ist aber ziemlich aufwändig zu machen (haben wir bereits mehrmals getan, nach dem rezept von robert danhi, dessen buch “southeast asian flavors” ich wärmstens empfehlen kann).
Ja, das ist nichts anderes als “chicken rice”! Gibt es eigentlich überall in Südostasien und soll ursprünglich aus China stammen. Der Reis wird in der Brühe gekocht, oder irre ich mich da?
ja, das huhn wird speziell gegart, mit haut, dann mit eis abgeschreckt, für die gelatinöse konsistenz (aber das wird vielleicht wirklich nur in sin so genau genommen). und der reis wird mit der hendlsuppe und ordentlich knofel und ingwer gegart. das gericht schaut nicht viel gleich, schmeckt aber sehr gut. wichtig sind auch die klare heiße suppe dazu und die saucen: erstens frische chilisauce, zweitens aus sojasauce und sesamöl. “hainanese chicken rice” heißt’s zwar, aber angeblich nicht aus hainan, sondern eben von expats in sin “erfunden” (aber wer weiß das schon so genau).
Dabei schaut es so unspektakulär aus…
verrückt, ja. für mich waren es damals aus dem einfachen grund die “besten”, weil ich mich erst danach ernsthaft mit der sushi-thematik befasst habe. es war übrigens im mai 🙂
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