Die letzte Nacht hat uns Hausbewohnern wenig ausgemacht. Als ich draußen war, habe ich zwar spontan gemerkt, dass ich ein wenig zu dünn angezogen war, aber das war’s dann auch. In den Weinbergen sehen die Auswirkungen ganz anders aus. Dirk Würtz hat auf seinem Blog Schreckliches zu berichten. Meine lieben Verwandten und Freunde in Franken sind sogar völlig aus dem Häuschen: 95% Schaden im Randersackerer Pfülben und in den Iphöfer Spitzenlagen. Und das sind nur die Sachen, die ich jetzt direkt gehört habe. Fast tiefer als die drohenden finanziellen Verluste steckt momentan der Frust, dass die ganze Arbeit umsonst war. Ein wirklich katastrophaler Anfang des Weinjahrgangs 2011…
Mini-Edit: Die 95% beziehen sich auf bestimmte Parzellen. Frankenweit sind es wohl 60-70%, aber richtig davon gekommen ist kaum jemand. Leute, kauft die älteren Jahrgänge, die die Winzer noch im Keller haben! Dann bleiben sie liquide und können auch nach solchen Nackenschlägen wieder weitermachen.
Hallo Matze!
Was soll man den an alten Jahrgängen kaufen. 2010 halte ich nicht gerade für Kaufenswert in der breiten Masse und die deutlich besseren 08 und 09 sind doch wohl schon verkauft – bis auf wenige Ausnahmen sicherlich. Die Winzer die ich so im Focus habe sind sowieso relativ schnell ausverkauft. Einzige Ausnahme ist Müllen von der Mosel – der hält aber wohl bewußt eine Charge zurück um sie reifen zu lassen und dann an Liebhaber zu veräußern.
Grüße Jens
Hallo Jens,
2010 ist eh schon knapp, der wird sich auch so verkaufen, unabhängig von der Qualität im Basissegment. Ich denke da eher an die kleinen Winzer, die in den Medien nicht so gefeatured werden und ihre Jahrgänge nicht ständig ausverkaufen. Die haben teilweise noch 2007er, gar 2006er im Programm. Die Kundschaft vor Ort möchte immer den neuesten Jahrgang nach dem Motto “Wie, den 2007er gibt’s noch? Is er scheints nix gscheits!”
Die Mosel ist wohl relativ glimpflich davongekommen. Mein Franken-Phone meldet aber schlimme Zahlen auch von sehr bekannten Winzern, und im Gegensatz zu manchen Meldungen auch ältere Anlagen, Steillagen, Silvaner und Riesling, nachdem man ja schwerpunktmäßig die Junganlagen aus Neuzüchtungen als Verlust gemeldet hat. Aber ich werd mich natürlich hüten, hier Konkretes zu verbreiten. Die Hoffnung liegt jetzt auf den Beiaugen, dass da noch mal was kommt, aber es ist halt eine sehr vage Hoffnung…
Eine Auswahl kleinerer Franken-Winzer (ungefähr 100, schätze ich) gibt’s zum Beispiel bei http://www.weinland-franken.de/start.php, meist auch mit Bestellmöglichkeit per Online-Shop der Winzer selbst. Ist natürlich kein Scharzhof dabei, aber mal die Chance, ganz neue Tisch- und Zechweine auszuprobieren. Vor allem die 2008er, die ich persönlich sehr schätze.
Ihr habt Frost??
Na ja, in Frankreich gibt’s bei jedem Frost und Verdienstausfall der Winzer dann sofort ein Millionen € Hilfspaket, gibt’s denn das in D. nicht?
Ansonsten, in F. ist alles im grünen bereich, kauft frz. Weine! It’s a joke, aber das sind halt die Berufsrisiken….
Da bin ich mir auch nicht sicher, wie das mit den Hilfen aussieht. Klar, Fonds gibt es, die sowas abfedern. Aber wann die konkret greifen und für wen, weiß ich selbst leider nicht.
Wo bist Du denn noch mal in Frankreich? An der Côte d’Azur gibt’s freilich selten Frost… Übrigens bin ich auch ein großer Chipirons-Liebhaber. Zum Glück gibt’s “Atlas-Fisch” in Köln, die fahren dreimal die Woche nach Rungis.
Hier noch mal ein bisschen Diskussion und auch ergänzende Infos meinerseits zum Thema: http://www.dasweinforum.de/viewtopic.php?f=7&t=800&start=20
Ich denke, das wird die Weinbranche in der nächsten Zeit noch ziemlich beschäftigen…