Ja natürlich ist heut noch nicht Weihnachten, aber wenn es um ihren “Christmas Pudding” geht, nehmen es die Engländer auch nicht so genau. In einer Frauenzeitschrift sah ich heute unter den persönlichen Tipps der Fashion-Redakteurin dieses braune Ungetüm, bezeichnet als „my favourite pud“. Aber was ist eigentlich drin in dieser Nachspeise, nach der (fast) ganz England verrückt ist? Ohne Kosten und Mühen zu scheuen, habe ich drei verschiedene Fertigpackungen Christmas Pudding besorgt.
Die Nummer 1 ist der „Richly Fruited Christmas Pudding“ von Waitrose, dem besser sortierten Supermarkt vor Ort. Hauptbestandteil sind getrocknete Weintrauben verschiedener Art, ferner Zucker, dann unter anderem Cider, Brandy, Sherry und Rum nebst unterschiedlichen Nüssen. Potztausend, vier verschiedene Alkohole in einer Nachspeisen-Packung. Dazu die Empfehlung, den Pudding nach dem Erwärmen mit “Brandy Butter” zu bestreichen. Sowas isst also die Fashion-Redakteurin.
Nummer 2 kommt ebenfalls aus einer renommierten Food-Abteilung, nämlich von Marks & Spencer und nennt sich „Perfectly Matured Christmas Pudding“. Auf den Cider haben sie diesmal verzichtet, auf den Brandy natürlich nicht. Zudem gibt es in Brandy eingelegte Kirschen, Cognac, Ruby Port und Stout (mitsamt dem Allergiker-Hinweis, dass hier Gerste enthalten ist). Okay, jetzt muss ich an dieser Stelle ein Geständnis machen: Auch wenn ich in diesem Blog ständig Weine und Biere teste, habe ich bei Nachspeisen fast komplett meinen Kindergeschmack beibehalten. Schön fruchtig kann es sein, gern schokoladig, Eis, Kuchen, Vanillecreme, alles kein Problem. Nur wenn’s zu schnapsig wird, dann sage ich „bäh“.
Insofern sollte mir eigentlich Version Nummer 3 entgegen kommen, Matthew Walker’s „Nut & Alcohol Free Christmas Pudding“. Zielgruppe: Kleinkinder, Rehaklinik-Bewohner und protestantische Sektierer. Die Nüsse hätten sie aber ruhig drin lassen können.
Der mit viel Überwindung durchgeführte Test zeigt dann aber, dass die reichhaltigen Puddings zwar wirklich in die Nase steigen, aber – ich glaube es kaum – wirklich ziemlich gut schmecken. Eine softe Konsistenz, viel orientalische Fruchtigkeit dank der Rosinenverwandten, eine weihnachtliche Gewürzmischung und mit „Vanilla Custard“ ein passender Begleiter (die Brandy Butter hebe ich mir für das nächste Mal auf). Einen kleinen Nachteil hat dieses Energiewunder allerdings: Auch drei Stunden nach dem Verzehr einer klein aussehenden Portion ist kein Ansatz eines Hungergefühls zu verspüren. Im Gegenteil. Mopf. Jetzt sehe ich, dass in der Frauenzeitschrift der Christmas Pudding auch auf der Ernährungsseite noch einmal thematisiert wird. Hier heißt es: 600 Kalorien pro Portion (wie viel hatte ich denn dann?), beschränke dich auf einen einzigen Löffel davon. So kann eine Diät anscheinend auch aussehen.