Es sei mir an dieser Stelle gestattet, die werte Leserschaft darauf hinzuweisen, dass ich in der Kopfzeile dieses Blogs einen neue Kategorie eingefügt habe namens …”Matzes neue Weinbewertung”. Ich schreibe das deshalb hier unten rein, weil es ja sonst wieder keinem auffällt, obwohl es wichtig ist. Es ist aber auch ein Kreuz mit den Punkten…
Punkte zwischen 0 und 100 (oder vielmehr zwischen 50 und 100, denn ein Wein erhält bei Parker bereits 50 Punkte, wenn er flüssig ist) oder zwischen 0 und 20 (dem in Frankreich gebräuchlicheren System) zu verteilen, hat zunächst etwas Willkürliches an sich. Man kann noch so sehr versuchen, die Gesamtpunktzahl in verschiedenste Einzelpunktzahlen aufzuteilen, die dann wiederum verschiedensten weinlichen Aspekten Rechnung tragen, es ist und bleibt subjektiv.
Kleines Beispiel: Die ersten fünf oder zehn oder zwanzig Punkte bekommt ein Wein aufgrund seiner Farbe. Was ist jetzt aber eine “gute” Farbe für Wein? Besitzt ein Wein Trubstoffe, und der Tester kennt den Winzer nicht, kann es sein, dass er hier sofort einen Weinfehler feststellt. Ein anderer sagt hingegen, “toll, endlich mal ein unfiltrierter Wein, bei dem noch alles mit drin ist” und gibt gar einen Extrapunkt. Ein dritter will sich nicht kirre machen lassen und bewertet das irgendwie neutral, aber dann kann er es auch gleich bleiben lassen.
Schlimmer wird das Ganze natürlich noch bei den geschmacklichen Vorlieben, und wer weiß, dass ein Parker die vollen, ungezähmten Roten lieber mag, der spanische Guru José Peñín hingegen die schlank-eleganten bevorzugt, braucht sich über diametrale Punktierungen desselben Weins nicht zu wundern. Mit anderen Worten: Wer keine Ahnung von den Vorlieben der Weintester hat, wird leicht in die Irre geführt, denn Objektivität ist beim Geschmack nun mal kein entscheidendes Kriterium – wie sollte es auch?
Ich habe mich deshalb entschlossen, drei getrennte Punktskalen einzuführen, und wie die aussehen, steht – ich sagte es bereits – in der Kopfzeile.
Finde ich eine sehr gute Idee, bringt Klarheit und Verständlichkeit in die Bewertung. Allerdings finde ich es etwas unübersichtlich, dass du den Gesamteindruck mit 100 Punkten skalierst und die anderen beiden Kriterien mit 20 Punkten. Gibts da einen Grund für? Und was ist das für ein gutes Tröpfchen, dem du auf dem Foto 100 Punkte verleihst, kann ich nicht erkennen! Gruß, gery
Ja, es ist ein mittelfauler Kompromiss. Eine Bewertung nach der 100-Punkte-Skala würde ich eigentlich gar nicht vornehmen, aber für viele, die sich nicht absolut profimäßig mit Wein beschäftigen, ist es das entscheidende Kriterium, um nachvollziehen zu können, ob der Wein “was taugt”. Ich könnte den Gesamteindruck auch nach der 20-Punkte-Skala bewerten, aber das ist im Grund dasselbe und halt hierzulande einfach ungebräuchlicher.
Die beiden anderen “Bewertungen” sind ja keine eigentlichen Bewertungen, sondern eher Beschreibungen. Das heißt, da geht es darum, wie stark ein Wein in Richtung Eleganz oder in Richtung Charakter ausschlägt (keine Angst, beschreibende Worte gibt’s trotzdem). Bei diesen Rubriken allerdings eine 100-Punkte-Skala zu verwenden, wäre reichlich übertrieben, so fein differenzieren sollte man da nicht.
Mit anderen Worten: Meine Gesamtbewertung nach der 100-Punkte-Skala ist der Versuch, die Gesamtqualität eines Weins einzuschätzen. Die beiden anderen Skalen dienen dazu, den Ausdruck des Weins deutlich zu machen. Ich bin aber immer gern dazu bereit, hier noch mal Dinge zu relativieren und umzuändern. Jetzt wäre noch die Gelegenheit dazu, denn wenn ich erst mal ein paar Tests nach festgelegten Kriterien absolviert habe, wäre eine Modifizierung schlechter möglich. Hast Du noch Ideen, wie ich das am besten machen könnte?
Der “100-Punkte-Wein” auf dem Foto ist übrigens ein sehr günstiger Rosé aus dem Supermarkt, vom örtlichen Delhaize mit dem örtlichen Etikett “Cuvée du Val d’Amblève” versehen. Das ist ganz sicher kein 100-Punkte-Wein, eher eine kleine Verarsche übermäßig begeisterter Juroren…
Dass das kein Spitzenwein ist auf dem Bild habe ich mir schon fast gedacht 😉 Mit dem hübschen Bild darauf…
Aber nochmals zu der bewertung: Ich fände es halt übersichtlicher, wenn es bei allen drei Kriterien die gleichen Skalierungen gäbe. Gruß, gery