Was denn, schon wieder ein Weintest? Aber ja doch, schließlich war das gesamte Ambiente dazu angetan, jetzt etwas Bonvivantisches zu tun. Standort: an den Gestaden des Mittelmeers, südlich von Barcelona. Spanische Weißweine, mal diejenigen von der regnerischen Atlantikküste ausgenommen, haben allerdings nicht gerade den Ruf, Weltklasse zu sein. Ob sich dieser Wein in die Reihe der flachen Alkoholmonster einfügt?
Weitere Infos könnt Ihr hier lesen:
Das Priorat im bergigen Hinterland der Stadt Tarragona ist schon ein eigentümliches Weinanbaugebiet. Jahrzehnte lang von Abwanderung heimgesucht, denn auf den kargen, steinigen Böden weitab der Metropolen ließ sich nichts gewinnbringend anbauen, wurde es auf wundersame Weise in den 1980er Jahren zum Leben erweckt.
Vielleicht erinnerte sich der Katalane René Barbier, damals als Kellermeister im Riojagebiet tätig, an die großen Zeiten der starken Rotweine im Mittelalter. Er kaufte im Jahr 1979 seinen ersten Weinberg im Priorat und überzeugte auch andere Winzer, es ihm gleichzutun. Die ersten Jahrgänge der künftigen Spitzenweine wurden noch in einer gemeinsamen Kellerei gekeltert, dann ging alles ganz schnell. Barbier brachte seinen “Clos Mogador” heraus, im Jahr 1993 folgte Álvaro Palacios mit seinem “L’Ermità”. Die großen Weinkritiker wurden auf die dunklen und schweren Rotweine aufmerksam, und heute ist die Region das teuerste Weinanbaugebiet ganz Spaniens.
Große Mengen können hier trotzdem nicht hergestellt werden, dafür ist die Landschaft zu bergig. Und Stein ist überall, genauer gesagt der so genannte “Llicorella”, schwarzer und roter Schiefer mit eingelagertem Glimmer. Dieser Boden heizt sich tagsüber auf und speichert die Wärme auch in den im Bergland gelegentlich kühlen Nächten. Nur 4% der Weine, die im Priorat hergestellt werden, sind übrigens weiß, es dominiert der Rotwein.
Klar, Rotweine aus dem Priorat habe ich auch gekauft. Aber bei denen wäre es zu schade, sie schon so früh zu öffnen, denn je nach Jahrgang und Winzer erreichen sie ihren Höhepunkt erst nach acht bis zehn Jahren. Wer sich näher mit dem Priorat und seinen Weinen beschäftigen möchte, es gibt in Deutschland einen Profi für Prioratweine, den (versprochen) alle dortigen Weinhändler und Winzer kennen. Das ist sein Blog.
Das größte Angebot an Weinen aus dem Priorat (nicht versprochen) habe ich bei “Wein & Vinos” gefunden. Es gibt fünf Läden in Berlin, einen in München und wirklich gute Bestellmöglichkeiten im Internet. Der von mir getestete Wein ist nicht dabei, aber mal ehrlich, es gibt auch noch bessere…
Ansonsten gibt es für die Ferienplanung noch die Möglichkeit, sich auf der Homepage des mittlerweile sehr rührigen Tourismusbüros des Priorat über die Oliven- und Weinstraße zu informieren – und Termine bei den Winzern zu verabreden.
Ah, endlich etwas von der Reise in den Süden. Zwar kein Languedoc-Roussilion, auf die ich gespannt gewesen wäre, aber ein Weißer aus dem Priorat. Natürlich etwas ungewöhnlich, fand es aber interessant, was darüber zu erfahren. Ist der auch im Penin drin, und wenn ja, mit wie vielen Punkten? Grüße, gery
Hallo Gery,
schön, dass Du wieder dabei bist. Ja, vom Roussillon folgt noch ein Weingutsbesuchsbericht, und zwar von der Domaine de la Rectorie, war höchst interessant dort. Und ebenfalls ja, der weiße Priorat ist im Penin drin, mager beschrieben und mit 88 Punkten. Ich selbst hätte eher 85 gegeben, aber ich denke, ich sollte demnächst auch mal etwas über die verschiedenen Weinführer schreiben, die es so auf dem Markt gibt. Was ist denn Dein bevorzugter Weinführer, und welche Weinregion hat es Dir besonders angetan?
Viele Grüße
Matze
Ich habe kein bestimmtes Lieblingsgebiet oder -buch, aber bin vor allem interessiert an Weinen aus Frankreich oder Spanien. Johnson und parker habe ich natürlich im regal stehen, den Penin kenne ich aus Buchhandlungen, schaue ich immer wieder rein. In Frankreich gibts ja den Hachette, den habe ich allerdings nicht.
Übrigens finde ich 88Punkte für einen so kleinen Wein etwas hoch gegriffen, denke deine Wertung ist verlässlicher! Gruß, gery
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