Sehrkurzbesuch in Warschau

BloggerplatzDafür dass ich das allererste Mal in Warschau bin, und das auch nur für zwei magere Tage, könnte ich mir einen weniger spektakulären Arbeitsplatz vorstellen als den auf dem Foto links. Selbstverständlich pfeift der Wind hier erheblich um die Häuserecken und die sozialistischen Magistralen entlang. Und selbstverständlich geht die Sonne – wenn sie denn erscheinen mag – noch wesentlich früher auf als im selbsternannten Land der Frühaufsteher. Und entsprechend früher wieder unter. Aber immerhin belegt Warschau Platz 53 des aktuellen “Global City Competitiveness Index”, den sich nur Leute ausgedacht haben können, die Excel-Listen selbst aufs Klo mitnehmen. Continue reading

Der Traumwein

TitelKürzlich hatte ich mal wieder Geburtstag, was in regelmäßigen Abständen vorzukommen scheint. Wenn sich bei dieser Gelegenheit der Geburtstagskuchen unter einer Unzahl an Kerzen versteckt, merkt man ganz unwillkürlich, dass man jetzt irgendwie in der Mitte des Lebens angekommen ist. Wir Männer haben da offenbar eine gelegentlich nervende, gelegentlich erhellende Angewohnheit, die da heißt: Zwischenbilanz ziehen. Was habe ich im Leben bislang getan, was kann ich noch erwarten? Was läuft gut und möge bitteschön auch so weitergehen, und was sollte dringend einer Basisüberprüfung unterzogen werden, damit sich nicht auf einmal die Sackgasse ohne Umkehrmöglichkeit vor einem auftut? Continue reading

BioFach 2013 – meine besten Entdeckungen (2)

Piwi 4Ich befinde mich vor einem Weinstand auf der BioFach, einem Stand mit offenbar hochwertigeren Weinen (es war nicht der Stand auf den Fotos hier, das nur zur Erklärung). Der Standbetreiber schaut rechts an mir vorbei. Dann wendet er den Kopf und schaut links an mir vorbei. Dann wieder rechts. Wie denn die Geschäfte laufen, frage ich ihn, um wenigstens ein wenig Aufmerksamkeit zu erhaschen. Da blickt er mich direkt an: “Gerade war ein Elektrogroßhändler hier, der wollte einen halbtrockenen Müller-Thurgau. Ich wusste nicht, was ich ihm geben sollte. Davor kam ein Supermarkt-Einkäufer. Der war auf der Suche nach einem fruchtigen Roten aus der Mancha, EK unter 3 €. Ich habe hier Große Gewächse. Da ist er wieder gegangen.” Continue reading

BioFach 2013 – meine besten Entdeckungen (1)

Biofach 1Meister Knurrig auf der BioFach 2013, der weltweit größten Bio-Fachmesse in Nürnberg. “Knurr knurr knurr, allen Grund gibt es zu knurren. Ein Dünnfruchtgetränk sehe ich, dazu eine Batterie halbtrockener Rotweine. Fertiggerichte, Fischstäbchen, Nahrungsergänzungsmittel, Fitness und Wellness. Knurr knurr knurr, früher alles besser. Was kommt da? Vollkornnudeln, Haferflocken, Cornflakes, Quinoa, Palmzucker, Reis und Dinkel. Dinkel, Dinkel, Dinkel, dann Sanddorn. So war das mit dem ‘früher’ doch gar nicht gemeint… Knurr knurr knurr. Hochglanz hier, Körner da – und wo bleibt der Geschmack, das Individuelle, das Artisanale?” Continue reading

Eine ganze andere Weinwelt: Madeira von Barbeito

TitelVor langer Zeit hatte ich mir mal einen billigen Madeira gekauft. In erster Linie zum Kochen, aber wenn er schon mal da war, wollte ich ihn natürlich auch solo probieren. Mein Eindruck: braun, dumpf, karamellig, verbrannt, stechend, kein Vergnügen. So. Jetzt setzen wir uns einfach in eine Zeitmaschine, drehen an der Uhr auf „20 Jahre später“, und da ist sie doch schon, die Chance zur Wiedergutmachung: Die Weingalerie in Berlin, vielleicht das mitteleuropäische Ladengeschäft mit der größten Madeira-Auswahl, hatte den Winzer Ricardo Freitas vom Madeiraproduzenten Barbeito zur Vorstellung seiner Weine eingeladen. Ich war zufällig in Berlin und hatte am Abend zuvor genauso zufällig beim Stöbern auf der Weingalerie-Website den Termin entdeckt. Diese Koinzidenz, so dachte ich mir, sollte ich nicht einfach ignorieren. Continue reading