Diesmal geht es im Natürlichen Dienstag nicht nur um den Wein auf dem Foto. Vielmehr geht es primär um das dahinter stehende Konzept. Nathalie Cornec hat ihren Weinkeller nämlich in einer Garage mitten in Marseille. Eine Urban Winery sozusagen. Was sie da macht und welche Weine dabei herauskommen, davon soll die heutige Folge handeln. Continue reading
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Im Altwein-Paradies: St-Emilion Grand Cru 1966
Es ist, ich muss es zugeben, für mich immer ein erhebendes Gefühl, wenn ich einen Wein trinke, der älter ist als ich selbst. Als angehender Methusalem wird es natürlich nicht leichter, einen solchen zu finden. Aber vor zwei Wochen habe ich einen Laden entdeckt (ehrlich gesagt ziemlich per Zufall), in dem solche Schätze wie der abgebildete St-Emilion ohne viel Schnickschnack angeboten werden. Wenn ich so eine Flasche öffne, dann begebe ich mich mental immer auf eine Zeitreise. Auf eine Zeitreise in eine Welt, in der die Hausfassaden der Stadt noch steinernbraun oder eisengrau verputzt waren. In eine Welt, in der die Traktoren per Kurbel in Gang gesetzt werden mussten. In der man Hochdeutsch allerhöchstens aus dem Schwarzweiß-Röhren-TV hören konnte. Es kann allerdings passieren, dass ich aus diesen Träumereien jäh herausgerissen werde – dank der verblüffenden Essighaftigkeit des Getränks. Diesmal zum Glück nicht. Continue reading
Auf dem Fischmarkt von Carro bei Marseille
Der kleine Hafen von Carro befindet sich westlich von Marseille, direkt am Ende der als “Côte Bleue” bekannten Felsenküste. Auch wenn die Côte Bleue ein bedeutendes Urlaubs- und Wochenendziel für die Großstadtbewohner geworden ist, gibt es hier noch eine Reihe teilweise kleinster Häfen mit aktiven Fischern. Carro beherbergt dabei seit langer Zeit die meisten Fischerboote. Bis zu 20 finden am Kai Platz, aber in der Regel sind es knapp zehn, die die Stände bedienen. Kommt also mit auf den Fischmarkt und schaut euch an, was es alles im Mittelmeer gibt. Continue reading
Natürlicher Dienstag #16 – Vinyer de la Ruca Banyuls
Ja, das Getränk in der extrem ungewöhnlichen Flasche auf dem Foto ist ein Wein. Und ebenfalls ja, da hat kein Schwund stattgefunden, sondern der Füllstand ist genau wie vorgesehen. Exakt 400 ml. Sollte es das Ziel von Manuel di Vecchi Staraz gewesen sein, mit seinem Banyuls in erster Linie aufzufallen, es wäre auf jeden Fall schon einmal gelungen. Will man aber herausfinden, ob dies nur hochpreisiger crazy marketing stuff ist oder doch ein Produkt, das mit seinem Inhalt überzeugt, muss man den Wein zwangsläufig probieren. Und das habe ich getan. Continue reading
Marseille im Regen
Plage des Catalans. Eine Reisegruppe steht ein bisschen verloren unter einer Wendeltreppe. Niemand zückt das Handy, um den berühmten feinsandigen Strand zu fotografieren. Leise tropft der Regen herab, so fein, dass er überhaupt keine Spuren im Sand hinterlässt. Draußen zieht ein einsamer Schwimmer seine Kreise. Der Club des Nageurs ist direkt nebenan, und so stetig, wie mein Großvater morgens mit seinem Hund eine Runde ums Dorf gedreht hat, dürfte auch dieser Schwimmer jeden Tag hier sein. Ich denke einen Satz, der sich fast wie ein Zitat anhören könnte: „Man wird eine Stadt erst wirklich lieben, wenn man sie auch im Regen erlebt hat“. Im Moment stelle ich diese Annahme auf eine harte Probe. 22.000 Schritte durch Marseille, jeder einzelne davon umgeben von permanenter Nässe. Continue reading