Monthly Archives: Dezember 2012
By the sea
“Oh…eh, Merry Christmas!” So begrüßt uns unser Landlord, als wir zur Tür eintreten. Dabei betrachtet er mit sichtlicher Verwirrung die zusammensteckbaren Teile des Plastik-Weihnachtsbaums in seinen Händen. “Bis zur Christmas Party muss ich das Prinzip spätestens begriffen haben, denn dann ist der alte Kasten hier ausgebucht, und die Leute wollen halt eine schöne Dekoration, wenn sie ihren Punsch trinken!” Nach Folkestone, liebe Freunde, reist man als Besucher vom Kontinent nicht. Ganze neun Meilen haben wir seit der Fähre von Dover geschafft. Folkestone ist im besten Fall Durchgangsstation. Da hilft es wenig, dass man von hier bis nach Frankreich blicken kann, dass einem das Meer direkt zu Füßen liegt und offenbar noch nicht einmal, dass die Unterkünfte hier außerhalb der Saison nur die Hälfte des sonst in England üblichen Preises kosten. 35 £ haben wir für unser Doppelzimmer mit Meeresblick bezahlt. Continue reading
Vins Vivants im Gasthaus Braun
Ich kannte mal eine Frau, die jeden Morgen ein Glas Apfelessig trank. Ich glaube, sie tat das, um ihr Inneres zu reinigen. Von Genuss konnte dabei keine Rede sein. Aber um der guten Sache willen müsste man sich halt ein bisschen quälen, meinte sie. Als ich neulich mit ein paar Weinprofis zusammen saß und diese eigentlich total banale Mini-Anekdote zum Besten gab, schrie die ganze Mannschaft spontan: So eine trinkt heute bestimmt Vin Naturel! Da haben wir’s, liebe aufgeschlossene Weinliebhaber, so denken die professionellen Weinnasen über das Zeug, das Ihr Euch an diesem schönen Abend im Gasthaus Braun zu Nürnberg hinter die Binde gegossen habt: essiggewordene Brühe, die man sich entweder antut, weil man komplett ahnungslos ist – oder (fast noch schlimmer) fanatisch und verblendet. Continue reading
Das große Most-Wochenende
Der Riese nahm den Stein und presste ihn, bis das Wasser heraustropfte. “Das mach mir nach, wenn du Stärke hast!” “Wenn’s weiter nichts ist”, sagte das Schneiderlein, nahm den weichen Käse aus der Tasche und drückte ihn, dass der Saft herauslief. “Gelt”, sprach er, “das war ein wenig besser”. Der Riese aber wollte es ihm zeigen und griff sich einen Boskoop vom Apfelbaum, “nun, wie ist es hiermit?” Aber wie sehr er sich auch mühte und plagte, kein Tropfen wollte der harten Frucht entweichen. “Ach scheißt der Hund drauf”, sprach er alsdann, “den Stein press ich mit einem Finger aus. Aber an diesem Apfel sollen sich Matze und sein Schwager versuchen. Das muss unsere Plage nicht sein!” So sah es auch das Schneiderlein. Feixend teilten sich Riese und Schneider den alten Käse, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie heute noch glücklich und zufrieden. Continue reading
