Was mich immer gewundert hat bei all den Istanbul- und Türkei-Reiseführern, die ich in die Hand genommen hatte: Pastanes mit ihrem Angebot an Baklava werden überall gelistet, Lokum-Shops auch, aber Muhallebicis viel zu selten. Konnten die Autoren das Wort nicht schreiben? Kam ihnen das dort Gebotene zu wenig exotisch vor? Konnten sie hier nichts bezüglich Übersüße und Kalorienschwere der türkischen Süßigkeiten ablästern? Ich weiß es nicht. Allerdings weiß ich, dass Muhallebicis eine enorme Rolle im täglichen Leben der Istanbuler spielen. Und in meinem auch, denn Sütlaç habe ich noch häufiger als Kokoreç in Istanbul gegessen. Was ist also eine Muhallebici? Continue reading
Monthly Archives: März 2011
Zum Zustand des türkischen Weins
Mein Monat in Istanbul ist vorbei, und da bietet sich natürlich ein kleines weinspezifisches Fazit an. Eins gleich mal vorweg: Die Türkei im Allgemeinen und Istanbul im Speziellen sind von einer ungeheuren Dynamik geprägt. Überall neue Unternehmungen, junge Leute, ständige Veränderung. Wenn ich hier über den Zustand des türkischen Weins schreibe, ist das also erstens nur eine Momentaufnahme. Zweitens handelt es sich um meinen ganz subjektiven Eindruck. Ein Jahr später werden schon wieder völlig andere Protagonisten mit ihren Weinen auf den Markt geschwappt sein. Ich habe in Istanbul überraschend viel Geld für Wein ausgegeben, aber dafür auch die Gelegenheit gehabt, Abende lang bei einer Flasche zu verharren und über meine Eindrücke zu diskutieren. Das Schicksal eines Amateurs. Glanz und Elend lagen oft dicht beieinander. Genau das macht aber den Spaß des Experimentierens aus. Continue reading
Altes Familienrezept: Kartoffelpuffer baltische Art
Wenn es in meiner Kindheit Kartoffelpuffer gab, habe ich immer gejubelt. Kartoffelpuffer waren mein Lieblingsessen. Leider gab es sie nicht allzu oft, denn die Begleiterscheinungen insbesondere für die Braterin waren eher unangenehm: Zunächst einmal brauchte man große Kartoffeln, damit das Reiben nicht so mühselig wurde. Und auf unserem Acker fühlten sich vornehmlich die kleinen, nussigen Kartoffeln wohl. Dann gab es immer einen ungeheuren Rauch und Fettgestank in der Küche, der Tage brauchte, um wieder zu verschwinden. Und zuletzt schmecken Kartoffelpuffer am besten heiß und knusprig direkt aus der Pfanne. Wer brät, bekommt davon nur noch die letzte Fuhre ab. Continue reading
Zu Besuch beim Bierführer: freakige Biere aus Bayern
Lange habe ich darauf warten müssen. Dass die Türkei in bierologischer Hinsicht eine wahre Wüstenei ist, kann niemanden überraschen. Dass es aber auch in weiten Teilen Deutschlands in einschlägigen Getränkemärkten häufig nur die Produkte der Großbrauereien zu kaufen gibt, ist für ein Bier-Mutterland eine Schande. Wenigstens in Bayern (und ich meine damit mit einer Ausnahme alle Regierungsbezirke) hat sich eine reiche Bierkultur erhalten, und man ist in aller Regel nicht auf die Warsteiners oder Paulaners unseres Bierplaneten angewiesen. Dass neben arrivierteren Brauereien hier und da neue Pflänzchen sprießen, die Spaß daran haben, auch mal ein bisschen zu experimentieren, davon können meine Gastgeber zum Glück die eine oder andere Geschichte erzählen. Man kann jene auch in seinen Büchern nachlesen, aber Probieren geht im besten Fall parallel zum Studieren. Das ist dann das wahre Vergnügen. Continue reading
Mein erster 2010er: Juliusspital Silvaner Kabinett trocken Würzburger Stein
Über den Jahrgang 2010 ist schon viel Böses geschrieben worden. Das geflügelte Wort vom „Arschjahr“ machte die Runde, und der Captain ist für die Verwendung dieser Wortkreation ordentlich durchgewalkt worden. Teilweise zu Unrecht, wie ich meine, denn es scheint nicht nur gelegentlich die Prämisse zu herrschen, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Teilweise aber auch zu Recht, denn die Weinwelt besteht nun einmal nicht nur aus Schwarz und Weiß. Continue reading