Natürlicher Dienstag #22 – Villa Calicantus Bardolino

Villa Calicantus Bardolino

Auf diesen Wein bin ich komplett per Zufall gestoßen. Anders als viele Münchner, die ja schon jedes verlängerte Wochenende für einen Ausflug an den Gardasee nutzen, habe ich noch keine so richtige Beziehung zu Oberitalien aufbauen können. Bardolino, ja, den kenne ich natürlich von früher aus der Studentenzeit. Ein schön roséfarbener Chiaretto von der Norma war mir seinerzeit durchaus auch mal 5 DM wert. Aber ob es oberhalb dieser Kategorie noch etwas gibt? Vielleicht in Bio? Oder sogar richtig naturel-mäßig, unbehandelt, unfiltriert, ungeschwefelt? Darüber war ich nicht wirklich im Bilde. Bis ich Daniele Delaini traf. Continue reading

Wie ich den Fall der Berliner Mauer erlebt habe

Berliner Mauer 80er Jahre

Pep-pep-pep-pep. Zweitakter. Es ist kalt draußen, die feuchte Luft und die Abgase vermischen sich zu einem schlierenden Nebel. Langsam gehe ich die Reihen der Autos ab – oder vielmehr, ich humpele sie ab mit meinem Gipsbein. Alle bleiben in ihren Autos sitzen, starren nach vorn. Immerhin stehen wir schon seit einer halben Stunde im Stau und sind immer noch kaum hinter Magdeburg. Ob das so eine gute Idee war, heute hier zu sein? 10. November 1989, Transitautobahn. In der Nacht war die Mauer gefallen, jedenfalls so halb. 30 Jahre ist das jetzt her. Davon soll dieser Text berichten. Von den letzten Tagen in Westberlin als Insel. Vom Umbruch, von neuen Ufern. Und wie ich ganz subjektiv damit umging, 20 Jahre alt, Auszubildender in Berlin. Continue reading

Natürlicher Dienstag #21 – Benzinger Orange

Benzinger Orange second

Was macht man als Winzer, wenn man schon 40 Jahrgänge eingebracht hat und feststellt, dass das eigene Weingut irgendwie kein echtes Profil besitzt? Solide Arbeit, sicher, aber keinerlei bekannte Lagen, keine charakterlich aufregenden Weine, dasselbe wie in allen Nachbardörfern. Da kann man sagen, gut, dann mache ich noch ein paar Jahre weiter, verkaufe meine 13 ha und setze mich zur Ruhe. Es sei denn, man heißt Volker Benzinger und beschließt, gerade jetzt wäre doch ein guter Zeitpunkt, noch einmal etwas völlig Neues auf die Beine zu stellen. In diesem Fall trifft man sich vielleicht mit aufgeschlossenen Weinmenschen und überlegt gemeinsam, was denn fehlt, was man sich eigentlich schon lange gewünscht hat, ohne sich an die Umsetzung zu wagen. Das Ergebnis: Weg mit der Chemie aus dem Weinberg, Handarbeit ist angesagt, ebenso im Keller. Eine experimentelle Weinlinie mit naturtrüben Weinen ohne Schwefelzusatz muss her. Continue reading