Weinrallye # 52: Klimawandel – Rosenwein aus Engeland

“Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, dann ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist”. In diesen schnöden Worten steckt einiges an Wahrheit, denn wenige Dinge sind so wendisch wie das Wetter, und Klima ist schließlich nur die Summe vieler Wetter. Wenn man jetzt mit der ganz groben Messlatte daherkommt, lassen sich allerdings einige Indikatoren ausmachen, die irgendwie alle in dieselbe Richtung zu zeigen scheinen: Heißer soll es werden auf Erden. Beziehungsweise, es ist bereits heißer geworden, denn wie sonst als mit dem Klimawandel könnte man solche Weine erklären, wie sie unsere Supermarktregale zunehmend bevölkern? Müssen wir uns also gewöhnen an 16vol%-Brummer aus dem Süden, an Syrah und Cabernet von der Mosel, an Müller-Thurgau aus Dänemark? Continue reading

Großes Gersten-Gewächs

Ein hierzulande hergestelltes traditionelles Bier besteht nur aus sehr wenigen Zutaten. Wasser, Hopfen, Getreidemalz, dazu optional noch Hefe, das war’s auch schon. Es erscheint logisch, dass bei so wenigen Variablen jede einzelne davon einen großen Einfluss auf das Endergebnis ausübt. Wasser besitzt vergleichsweise sicher die wenigsten Geschmacksstoffe, dafür aber den mit Abstand höchsten Anteil im Bier. Über Hopfensorten gibt es mittlerweile ellenlange Abhandlungen, und die Freaks diskutieren über die Aromen von Cascade, Perle oder Amarillo. Aber Gerste? Gibt es überhaupt viele unterschiedliche Gerstensorten? Und wenn ja, in welcher Form haben sie einen Einfluss auf den Biergeschmack? Continue reading

30 Jahre K&U in Nürnberg: ein paar Reflexionen zum Festakt

Am Donnerstag war ich in der entzückend zentral gelegenen Weinhalle im Nürnberger Nordostpark zu Gast. Anlass war das 30-jährige Bestehen der Weinhandlung K&U. Martin Kössler hatte sich nicht lumpen lassen und zum Festakt drei Stargäste mit aufs Podium geholt: Billy Wagner, Sommelier in der Weinbar Rutz in Berlin, Stuart Piggott, Deutschlands einziger Weinautor, den man auch außerhalb von Fachkreisen kennt, und schließlich Jim Clenenden, kalifornischer Winzer mit Mission (“Au Bon Climat”), der lustigerweise auch sein 30-jähriges “Dienstjubiläum” feiern konnte. Continue reading

Meine schönsten Weinetiketten

Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Wenn ich Euch hier also meine angeblich schönsten Weinetiketten präsentiere, dann könnt Ihr das im Einzelfall sicher anders sehen. Ganz anders. Allerdings möchte ich auf eine Tatsache hinweisen, die mir eigentlich eine Weisung fürs gesamte Leben hätte sein können: Als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe (Ihr merkt, es ist schon länger her), las meine Mutter immer die Zeitschrift “Tina”. In jeder Ausgabe der “Tina” gab es einen so genannten Psychotest, bei dem man sich zu einer bestimmten Frage auf die Probe stellen lassen konnte. Und obwohl ich wirklich alle Psychotests mitgemacht habe, gelang es mir nur zweimal, auf die volle Punktzahl zu kommen. Das erste Mal bei der Frage “Besitzen Sie den kriminalistischen Spürsinn?”, und das zweite Mal bei folgender Frage: “Besitzen Sie den absoluten Sinn für Schönheit?” Wenn das nicht der unwiderlegbare Beweis schlechthin ist… Continue reading

Rote Burgunder 2010 (a.k.a. Domaine Trapet): Da kommt was auf uns zu

Vor einiger Zeit hatte ich mich mit Alex von Vins Vivants zu einer Weinprobe bei Bossetti in Paris getroffen. Zwar ging es dort primär um Weißweine von der Loire, aber da ich wusste, dass Bossetti eine gute Auswahl an Burgundern vorrätig hat, wollte ich mir bei der Gelegenheit ein schönes Fläschchen mitnehmen. Ob es vielleicht gleich ein ganz Großer sein muss? “Ach”, meinte Alex, “nimm doch erst mal einen kleinen Wein von einem guten Winzer mit, dann siehst Du ja, ob Dir der Stil gefällt. Nachkaufen geht dann immer noch.” Und so habe ich mir den roten Bourgogne 2010 von der Domaine Trapet mitgenommen, einem der wirklich echten Spitzenwinzer an der Côte de Nuits. Continue reading