“Bleu de Termignon” in der Markthalle von Nancy

Es gibt Länder, in denen man sich am besten über die dortigen Essgewohnheiten informieren kann, indem man auf den Markt geht. Jeder weiß, dass das auch in Frankreich so ist, obwohl die Straßenmärkte längst nicht mehr so stark frequentiert sind wie die Supermärkte vor den Toren der Stadt. Dennoch besitzt fast jede französische Stadt noch einen traditionellen und meistens sehenswerten Markt. Genauso ist es auch in Nancy. Der “Marché Central” findet allerdings nicht im Freien statt (da gibt es nur die Stände mit Ramschklamotten), sondern hat sich, dem lothringischen Klima angepasst, in eine Halle verzogen. Continue reading

Bienvenue à Nancy

Wundert Euch nicht, wenn meine Posts momentan ein wenig spärlich sind. Ich bin nämlich gerade in Nancy, der alten lothringischen Hauptstadt. Nancy macht gerade Ferien, wie ganz Frankreich. Die Geschäftshotels sind verwaist, viele Restaurants haben geschlossen, und in den Cafés am Place Stanislas bleiben die meisten Stühle leer. Gut, das Wetter tut sein Übriges dazu. Ansonsten muss ich Euch gestehen, von der französischen Provinz wieder mal schrecklich begeistert zu sein. Ich habe bereits einen Gris de Toul getrunken, die “vrais macarons de Nancy” probiert, einen Käser gefunden, der den legendären “Bleu de Termignon” führt, und mir natürlich Mirabellen in allen möglichen Variationen einverleibt. Liebend gern würde ich Euch jetzt schon genauer davon berichten, aber leider habe ich ein bisschen wenig Zeit. In den nächsten Tagen wird also tröpfchenweise ein bisschen französisches Provinzleben auf diesem Blog Einzug halten.

Wallonischer Sommer: die besten Saison-Biere aus Belgien

Es gab einmal eine Zeit, da konnten Brauer nicht einfach brauen, wann und wo sie wollten. Das lag aber weniger daran, dass es ihnen nicht erlaubt worden wäre (okay, auch das kam vor, zum Beispiel in der bayerischen Brauordnung), sondern vielmehr daran, dass es einfach nicht richtig funktionierte. Im Sommer waren die Temperaturen meist zu hoch, um eine vernünftige Gärung hinzubekommen. Bei stark traditionellen Brauereien wie Cantillon in Brüssel braut man auch heute noch ausschließlich im Winterhalbjahr. Aus dieser Zeit stammt die wallonische Eigenart, immer im Frühjahr ein besonders gut gehopftes Bier mit ordentlich Stammwürze zu brauen, das sich auch über den Sommer hält. Dieses Bier wurde “Saison” genannt, weil man es erst in der nächsten Jahreszeit genoss. Ursprünglich taten sich die Erntehelfer daran gütlich. Ganz ähnlich verhält es sich übrigens mit dem Märzen, das ja auch im März gebraut und nicht etwa getrunken wurde. Continue reading

Wie naturnah kann Wein sein?

Reden wir nicht um den heißen Brei herum: Der konventionelle Weinbau birgt für den Winzer erhöhte gesundheitliche Risiken. Nicht unbedingt, weil der Sitz im Schlepper so schlecht gepolstert ist, dass das Steißbein in Mitleidenschaft gezogen wird. Gut, meinetwegen, auch das ist möglich. Aber zentral geht es um die diversen giftigen Mittelchen, mit denen er glaubt umgehen zu müssen und die er in seinem Weinberg ausbringt. Als ich vor einiger Zeit auf dem schönen Rotweinwanderweg an der Ahr unterwegs war, habe ich den Hubschrauber kreisen und die Steillagen mit irgendeiner Spritzbrühe einstäuben sehen. Danach sollte man zwei Tage lang eigentlich nicht in den Weinberg gehen. Continue reading

Lambrusco – des Suffweins erste Folge

Im Sommer, selbst wenn er sich nicht wirklich wie einer aufführt, verhalte ich mich Rotweinen gegenüber meist distanziert. Eine in der Gartenhitze schnell auf 25 Grad erwärmte Brühe mit 15 vol% macht mich nicht nur vorzeitig lull und lall, sie schmeckt auch einfach überhaupt nicht. Zum Glück gibt es für diese Gelegenheiten einen anderen Typus Rotwein, der noch dazu günstig ist, weil er unter einem immensen Imageproblem leidet. Zu recht? Jawohl. Lambrusco und Artverwandte sind zu einem hohen Prozentanteil Technoweine aus Überertrag. Kein allgemeiner Widerspruch bitte. Aber erstens geht es auch anders (ein wenig jedenfalls), und zweitens hat Lambrusco dennoch seine Existenzberechtigung. Continue reading