K&U-Hausmesse 2012: meine zehn Lieblingsweine

Liebe Freunde, ich habe es mir nicht leicht gemacht mit meinem Post. Im letzten Jahr hatte ich nach dem Besuch der K&U-Hausmesse in Nürnberg die Notizen zu praktisch allen von mir probierten Weinen auf dieses virtuelle Papier gebracht. Da gab es einen Teil I über deutsche und einen Teil II über alle anderen Weine. Selbstverständlich hatte mich das seinerzeit ziemlich erschöpft, und ich musste mich unwillkürlich fragen, ob ich jetzt zum Voll-Nerd geworden bin. Völlig verpeilt, wie ich offenbar war, habe ich erst kürzlich gemerkt, dass ich beide Artikel unter “K&U-Hausmesse 2012” abgelegt hatte, obwohl es doch das Jahr 2011 war. Langer Vorrede ganz kurzer Sinn: Diesmal ist alles anders.

Diesmal habe ich zwar auch wieder 118 Weine möglichst intensiv gestestet und das Ergebnis in meinem geschmackvollen Muji-Heft aufgezeichnet, aber 108 von ihnen werden hier nicht vorgestellt. Was mich zu der Eingangsformulierung zurückbringt, dass ich es mir nicht leicht gemacht habe. Es gab nämlich mehr als genug gute Weine. Meine “Top Ten” sind dann auch weniger als Leistungsschau im Sinne einer nachempfundenen Parker-Punktierung zu verstehen, sondern ich konzentriere mich auf solche Weine, die mir aus bestimmten (und ganz sicher subjektiven) Gründen besonders angenehm aufgefallen sind.

Zuerst die Roten:

1. Domaine Saladin, Côtes du Rhône “Paul” 2010, 13,50 €

Die Saladin-Schwestern machen schon seit einigen Jahren tolle Weine. Alle schmecken unterschiedlich, je nach Rebsorte und Terroir, aber immer besitzen sie eine innere Spannung, die an der gelegentlich träge fließenden Südrhône gar nicht so häufig ist. Der Jahrgang 2010 gilt als übergroß, alle Weinschreiber hauen da in dieselbe Kerbe. Dieser Wein ist der vergleichsweise zugänglichste der Domaine: Ein kleiner Stinker zu Anfang ist immer drin, dann folgen Frische und Frucht, eingebunden in eine Struktur, die den Eindruck macht, für heute, morgen und übermorgen gleichermaßen geeignet zu sein. Das ist Rotwein. Noch Fragen?

2. La Gramière, Vin de France “Les Lauzettes” (oder so ähnlich) 2010, vielleicht 15 €

Wer lernen will, wie man richtig viel Spaß bei einer Weinmesse im kalt-dunklen Deutschland haben kann, sollte nächstes Mal gleich an den Stand von Amy Lillard gehen. Einen großen Krug voller Gerstensaft hat sie sich gleich mal geholt, das ist quasi ihr Franken-Messe-Kult. Den Wein, den sie und ihr Partner Matt im Grenzgebiet zwischen Rhône und Languedoc bereiten, fand ich immer ganz nett, aber nie wirklich bewundernswert. Andererseits war er auch nie teuer. Letzteres hat sich nicht geändert (9 €), aber qualitativ ging es mit diesem Jahrgang ein ganzes Stück höher. Noch besser ist der neue Wein, der keinen Namen und keinen Preis hat, aber künftig so um die 15 € ab Hof kosten soll: Ein wunderbar balanciertes Exemplar mit Tiefe, Frische und Frucht, weit weg von der überkochten Marmelade, die ich persönlich einfach nicht mehr mag.

3. Les Eminades, Saint-Chinian “Vieilles Canailles” 2007, 24,80 €

Luc Bettoni ist ein angenehm bescheidener Mensch, den Lob immer ein wenig zu beschämen scheint. “Ach nein”, meint er dann, “so gut ist der Wein doch gar nicht.” Seine kleinen Weine sind sehr natürlich wirkende aromatische Edelsteine, immer spannend, aber nie auf Konsens ausgerichtet. Bei seinem großen Roten hat er es dann endgültig geschafft: Einen Wein mit Charakter zu produzieren, der Freaks nicht langweilt und “Normalweintrinker” nicht verschreckt. Sehr dicht gewirkt sind sie, die alten Rebenschurken, viel Würze, eher kirschig als schwarz in der Frucht und mit etwas Luft schon sehr schön zu trinken. Südlich und elegant gleichzeitig, auf dem Niveau eines Mas Jullien.

4. Weingut Schuster, Burgenland, Blaufränkisch “Jagini” 2008, 29,50 €

Ich glaube, den Wein hatte ich letztes Jahr schon einmal probiert, und dieses eine Reifejahr hat ihn definitiv nicht schlechter werden lassen. Dass Hannes Schuster ausgezeichnete, mineralisch-druckvolle Rotweine zu keltern vermag, hat sich mittlerweile sehr weit herumgesprochen. Dieser Wein ist für mich persönlich sein Aushängeschild (wobei auch die verschiedenen Sankt Laurents einen sehr interessanten Blick in diese gelegentlich etwas wilde Rebsorte vermitteln). Ein dichter Fruchtkern wohnt im Zagini, und der sorgt dafür, dass der Wein nie austrocknet. Drum herum gibt es frische Säure und eine minzige Würze, die ausgewogen und nie modisch wirkt. Kaufen und sich freuen.

Jetzt sind wir schon bei den Weißen gelandet, obwohl ich auch im roten Bereich noch einige sehr schöne Sachen probiert habe. Den 2010er Spätburgunder “Maustal” vom Zehnthof Luckert aus Franken zum Beispiel (15,50 €), der mir wirklich gut gefällt in seiner etwas kantig-burschikosen Art. Anders dagegen die Burgunder von Sylvain Pataille wie den roten Marsannay 2010 (18,90 €), der die große Ausgewogenheit schon förmlich vor sich herträgt.

5. Domaine Guiberteau, Saumur “Brézé” 2009, 36 €

Gleich mal eine Information vorweg, bevor Ihr diesen Wein kauft, trinkt und entsetzt seid: Dies ist ein Wein für das Jahr 2020. Frühestens. Das weiß ich, weil mir das seinerzeit vor Ort alle Leute gesagt haben, und jetzt, da ich ihn probiert habe, weiß ich es umso mehr. Zwar war 2009 an der Loire ein heißer Jahrgang, der mir bei den Weißen oftmals nicht so gefällt, aber an den Reben für diesen Wein gehen die Zeitläufte (welch groteskes Wort; heute früh an der Ampel ist mir eingefallen, dass ich das mal irgendwo reinschreiben könnte) offenbar spurlos vorbei. Sehr viel Holz, Akazien- und Rosmarinhonig, ganz stark präsente Säure, viel Reife, alle Elemente weit oben im Geschmacksprofil angesiedelt, aber noch Äonen von einem Einbinden in die Harmonie des Ein-Wein-Seins entfernt. Natürlich ist das nichts für Zartbesaitete, auch in 15 Jahren nicht. Aber der Wein wird mal ganz groß, versprochen.

6. Vina Simčič, Brda Sivi Pinot 2010, 9,90 €

Solltet Ihr zu denjenigen gehören, die beim Italiener gern mal ein Gläschen Pino Gridscho zwitschern, meidet diesen Wein. Solltet Ihr aber zu denjenigen gehören, die Pinot Grigio im Allgemeinen für grauenhaft halten und dementsprechend niemals und nirgends ordern, überwindet Euch und kauft diesen Wein. “Sivi” heißt “grau”, Brda nennt sich die Karstregion an der slowenisch-italienischen Grenze, und dieser Wein ist sowohl fruchtig und furztrocken vorn als auch appetitanregend bitter hinten. Und das kommt nicht von den hohen Erträgen, soviel ist sicher. Ein äußerst vielseitiger Begleiter mediterraner Gerichte.

7. Weingut Christmann, Riesling “Idig” Großes Gewächs 2011, 39,80 €

Mit den “großen Weinen” des Jahrgangs 2011 bin ich nur so halb einverstanden. Im unteren Segment hat der Jahrgang ein paar wirklich leckere Schoppen hervorgebracht, aber oben fehlt es mir meist an der vibrierenden Spannung, der Mischung aus Säure, Mineralität und Gehalt, die gute Weiße zu großen Weißen werden lässt. Der Idig war mein GG-Favorit der diesjährigen Verkostung, und das natürlich nicht deshalb, weil er heute schon trinkreif wirken würde. Sehr viskos ist er, den Wumms kann man spüren, aber er ist noch hinter einer durchsichtigen Folie verborgen. Blass wirkt die Frucht, das Feuer der Würze noch nicht entfacht. Aber im Gegensatz zu den meisten anderen GGs diesmal, bei denen ich fürchte, dass sie nicht sehr weit über das Schmackhafte hinausreichen werden, habe ich beim Idig das Gefühl, dass da noch viel gehen wird.

8. Weingut Heymann-Löwenstein, Riesling “Uhlen Roth Lay” 2010, 39,50 €

Ich weiß, ich langweile Euch. Letztes Jahr hatte ich schon behauptet, dass die HL-Weine im Jahrgang 2010 ganz außergewöhnlich groß geraten sind. Und bereits letztes Jahr befand ich mich mit meiner Meinung offenbar in der Minderheit. “Viel zu teuer geworden”, “viel zu viele Alkoholprozente”, “kann man doch nicht trinken, sowas”, “ich wünsche mir den echten Kabinett zurück”, solche Argumente kamen mir entgegen. Und ja, der Wein ist teuer, er hat 14,5 vol%, es ist natürlich kein zarter Kabinett, und zum Zander würde ich ihn auch nicht reichen. Aber wir sprechen hier von einem Monolith, einem Monster an Konzentration auf allen Ebenen. Glaubt mir einfach, dass meine Geschmacksnerven mir signalisiert haben: superstarke Säure, Rauchbittermineralität galore, gut eingebundener Alkohol, feinste Birnenfrucht, Ultra-Pikanz, und das alles a.u.s.g.e.w.o.g.e.n. Wie glücklich bin ich, dass ich eine Flasche davon in meinem Keller habe. In kleinen Schlucken aus dem Schnapsglas zu genießen. Oder besser aus dem Süßweinkelch, an dem schon Walther von der Vogelweide nippte.

9. Weingut Wagner-Stempel, Riesling QbA trocken 2011, 8,90 €

Kehren wir aber wieder auf die Erde zurück und erfreuen uns an einem Wein, der aus dem Jahrgang 2011 genau das herausgeholt hat, was ich mir von einem trockenen Trink-Riesling wünsche. Eine deutliche Säure, eine schöne Frucht, viel Frische und so viel animierender Spaß, dass man eigentlich nicht ausspucken, sondern einfach einen weiteren kräftigen Schluck nehmen möchte. Aber schließlich muss ich ja noch fahren, der Maserati wartet vor der Halle. Falsch, das Fahrrad. Aber auch damit sollte man besser nüchtern unterwegs sein. Ein überzeugender Auftritt dieses Weins auf jeden Fall.

10. Weingut Von Winning, Sauvignon Blanc “500” 2011, 39 €

Zum Abschluss gibt es noch mal einen sehr besonderen Wein. Mit billigem Sauvignon Blanc und seiner aufgesetzten Stachelbeer-Cassis-Primärfrucht kann man mich jagen. Das riecht und schmeckt nach nichts weiter als nach übermäßig in den Tank geschütteter Aromahefe. Wenn ich hier einen deutschen Sauvignon Blanc unter meine zehn Lieblingsweine reihe, dann muss es schon ein Exemplar sein, das irgendwie anders ist. Der zweite Jahrgang ist dies, gereift im 500-Liter-Holzfass – und bereits in der Nase nicht aufdringlich. Ich bin angetan davon, wie man hier Frische, Gehalt und Mineralität in eine rassig-trockene Form gegossen hat. Sagt man “rassig” noch, oder bin ich da schon bei Hemingway und Schlimmerem? Vor einigen Monaten hatte ich in Paris das Vergnügen, mich durch das ganze Programm von Vincent Pinard testen zu können, dem großen Aufsteiger in Sancerre. Besonders gefallen hatte mir ausgerechnet der teuerste Weiße, “Chêne Marchand”. Auch da fand ich den Wein toll, obwohl es ein Sauvignon war. Und hier sind wir sowohl preislich als auch qualitativ nicht weit davon entfernt.

Viel könnte ich noch schreiben, Schönes wie Kontroverses. Schönes über den Silvaner Maustal “Alte Reben” von den Luckerts zum Beispiel (13,50 €) oder über den richtig guten Einstiegs-Riesling “Jakobus” von Peter Jakob Kühn (9,50 €). Ungeheuer interessant ist es auch, sich die Entwicklung der Avantgarde im Weinbau anhand der Rotweine von Elisabetta Foradori zu vergegenwärtigen, die irgendwie immer vorn dran ist. Auch was Stéphane Tissot an mutigem Ausdruck in seine Chardonnays gibt (Arbois, 15,80 €), ist faszinierend. Oder Henrik Möbitz, der mit seinem Weißburgunder ganz sicher nicht auf der Gefälligkeitswelle surft. Aber wie gesagt, alle 118 Weine zu beschreiben (und das wäre ja noch lange nicht die Hälfte der Anstellungen gewesen), hätte einen Kraftakt für uns alle bedeutet. Ist auch so schon lang genug, das Artikelchen.

Was mich zum Abschluss natürlich interessieren würde: War noch jemand von Euch bei der K&U-Hausmesse? Falls ja, was hat Euch besonders gemundet? Und welchen Eindruck habt Ihr bislang von den 2011er-Weinen, wenn Ihr sie mit den Vorgängerjahrgängen vergleicht? Welchen 2011er würdet Ihr bevorzugt kaufen?

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7 Antworten zu K&U-Hausmesse 2012: meine zehn Lieblingsweine

  1. Chris sagt:

    Danke für deine persönlichen Favoriten. Im Nachhinein rege ich mich schon ein wenig auf, dass ich zu faul war hinzufahren :-(. Habe ich doch was verpasst … Nächstes Mal bestimmt!
    Wie haben denn dir die Möbitz Weine gefallen (falls verkostet)? Im Speziellen die Spätburgunder?

    Besten Gruss

    • chezmatze sagt:

      Sorry für die späte Antwort, war unterwegs. Ja, Du hast schon was verpasst ;). Die Möbitz-Roten habe ich alle probiert, also Oelberg, Koepfle und Kanzel. Das sind für mich sehr herbstliche Weine, eher mürb und zart, aber nachhaltig. Wer sich mehr für Frontrunner und Fruchtbomben begeistern kann, findet daran sicher weniger Gefallen. Die Preise sind natürlich schon mutig (je 28 € hier im Laden), aber vermutlich der Mühe angemessen. Wenn er einen “kleineren” Einstiegswein im Programm hätte, ich würde ihn bestimmt kaufen (so wie ich es mit Enderle & Molls 2010er gemacht habe).

  2. Chris sagt:

    Danke Matze!
    Einen von denen werde ich mir mal besorgen. Hört sich schon sehr interessant an. Was den mutigen Preis betrifft stimme ich dir gerne zu. Aber vielleicht passt es ja (noch) …Das mit dem “kleineren” Einstiegsweinen bei Enderle & Moll finde ich auch anziehender. Na ja, wenn man aber in andere Regionen der Weinwelt schaut gibt es ja auch immer mehr “Anfänger” (ist wohl nicht der treffende Begriff) die für ihren ersten oder zweiten Jahrgang beim bei den “schwächeren” Qualitäten gleich mal 40 oder 50 Euro haben wollen … wenn’s klappt 🙂
    Nebenbei bemerkt. Ich bin ein großer Fan der von mir bis jetzt verkosteten Enderle & Moll Pinots 😉

    • chezmatze sagt:

      Na dann sind wir ja schon zu zweit ;). Aber im Ernst, ich gönne ihnen den Erfolg sehr. Wobei das mit dem Erfolg ja auch irgendwie relativ ist. Jedenfalls werden Enderle & Moll auch im neuen Gault Millau mit keinem Wort erwähnt, während etliche eher dürftige Produzenten quasi festkleben im Buch mit ihrem Eintrag. Aber ist vielleicht auch nicht mehr so das Kriterium, da vertreten zu sein. Gerade wenn du keine gigantischen Mengen an Wein zu verkaufen hast und mit deiner Persönlichkeit eher auf die Nische schielst, genügen ein oder zwei authentische Multiplikatoren für die Verbreitung. Okay, die muss man natürlich erst mal finden. Kann ja nicht immer Jancis Robinson sein ;)…

  3. A. Hofer sagt:

    Hab Ihren Artikel leider zur Hausmesse 2012 leider erst jetzt entdeckt, sonst hätte ich mich früher zu Wort gemeldet. Ich war heuer zum ersten Mal dort und ich muss sagen: Gigantisch. Von Wittmann über die Tochter von Frau Foradori bis zu Herrn Clendenen…ein wahres Who-is-Who an internationalen Wein-Größen. Was ich bei den deutschen Winzern gut fand: Die hatten alle Ihre GGs dabei und auch noch 2010 zum Vergleich. Im direkten Vergleich zu 2011 muss ich dem captain leider Recht geben: 2011 meiner Meinung nach merkbar besser, vorallem im Basis-Bereich. Bei den GGs kann man sicher streiten (die 2010er-Säure dürfte für längere Haltbarkeit sorgen). Ansonsten: Deutschland und Österreich extrem stark (Christmann/Wagner-Stempel, Schiefer, Moric, Schuster isb.), bei den Franzosen ein paar Reinfälle. Mit den Amphoren-Weinen von Frau Foradori konnte ich auch nicht richtig warm werden (dann lieber bei Granato und dem einfachen Teroldego bleiben). Fand im Übrigen die zeitl. Beschränkungen ganz gut, so konnten Alkohol-Leichen (s. vinitaly) weitgehend vermieden werden. Essen auch gut! Fazit: Ich komme wieder!

    • chezmatze sagt:

      Das ist das, was mich auch immer wieder beeindruckt: Es gibt keine Weine zu probieren, die ein gewisses Niveau unterschreiten. Natürlich ist Geschmack höchst individuell, und wem der “Granato” schmeckt, muss nicht unbedingt den “Morei” lieben, um mal bei Foradori zu bleiben. Aber irgendwie habe ich nie das Gefühl, dass da qualitativ irgendwas gar nicht geht. Ich komme also auch wieder ;).

      Wo ich mir allerdings nicht so ganz sicher bin, das ist die Jahrgangswertung. Okay, 2010 war im Basisbereich teils dünn und säuerlich, teils schal und technisch hingebogen. Aber in der Spitze ist (für mich) 2010 eindeutig besser als 2011 ausgefallen. 2011 hat viele “leckere” Weine hervorgebracht, und ja, genau solche Weine sind zum Essen und zum Nebenbeisüppeln ganz hervorragend. Aber Weine mit Leben, mit innerer Spannung, mit Aromenfeuerwerken (nach gegebener Reifezeit) – das hatte 2010 auch zu bieten und 2011 vermutlich nicht so sehr. Stark ist mir der Unterschied bei Gernot Kollmann, also Immich-Batterieberg aufgefallen. Da war der mitgebrachte 2010er für mich Meilen über den 2011ern. Bei Von Winning hingegen ist mir wieder mal aufgefallen, dass die fehlende Restsüße in einem großen und säurelastigen Wein wie dem Ungeheuer 500 aus 2010 das Ganze schon arg masochistisch werden lässt.

      Vor wenigen Tagen habe ich ein bisschen aus der Not heraus beim Karstadt den trockenen 2010er Gutswein von Clemens Busch gekauft. Was für ein Kracher! Die Säure steht noch sehr straff da, die Traubensüße aber auch, und die Materie finde ich jetzt gar nicht so schlank, wie ich das woanders schon mal gelesen hatte. Das ist ein Wein – für mich halt auch typisch 2010 – der seinen Höhepunkt gut und gern erst nach zehn Jahren erreicht. Konsequenz: zweite Flasche gekauft, ab in den Keller damit. So alt werden die 2011er bei mir sicherlich nicht ;).

      Ach, und ganz nebenbei, was ich auch gelernt habe: Ich werde mich zur Jahrgangsqualität und auch zum mittelfristigen Charakter erst ein Jahr nach der Ernte äußern. Die ganzen sensorischen Achterbahnfahrten in den ersten Monaten sind doch eher etwas für Wahrsager.

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